TRAILER

Wenn das Licht zerbricht

Drama, Island 2024, 80 min

Selten trifft ein Filmtitel der Handlung seines Filmes so mitten ins Herz wie hier, wo das Leben von Una (Elín Hall) am Vorabend eines für sie immens wichtigen Tages, man könnte sagen, einmal kurz inne hält, um einen tiefen Atemzug zu nehmen. Weil Unas nächster Morgen doch ein strahlender, befreiender und übermütiger Schrei der Freude werden soll. Alles wird anders sein, ab morgen. Una und Diddi (Mikael Kaaber) sind ein Paar. Zwei junge Menschen lieben sich und verbringen ihren letzten Abend mit Pläne schmieden, Zärtlichkeiten flüstern, sich verstecken. Morgen fährt Diddi zu Klara und trennt sich von ihr. Endlich reinen Tisch machen, das Gesicht zurück bekommen, sich ehrlich machen. Und Una? Die sanfte Kunststudentin wünscht sich schon lange, ihr Glück mit allen teilen zu dürfen. Den Mantel des Schweigens endlich abstreifen zu können… Wie sie durch die wenigen Stunden taumelt, bis zum darauffolgenden Abend, wie sie vor ins Bodenlose fallenden Abgründen staunend steht und wie sie es schafft, derselben Abendsonne in ihr brechendes Licht blicken zu können wie am Abend zuvor, davon erzählt dieser Film. Diddi zählt zu den zahlreichen Opfern eines schweren Verkehrsunfalles, in ganz Island stehen die Fahnen auf Halbmast, und alle Betroffenen versichern sich gegenseitig ihrer Anteilnahme, teilen ihren Schmerz, laut oder leise, in jedem Fall aber untereinander. Und Una? Als sie begreift, dass Diddi seinen Flieger verpasste, einen Wagen nahm und ebenfalls in diesem Tunnel starb, weichen Übermut und Befreiung, das Leuchten ihres Blickes zerbricht buchstäblich. Und wieder hält ihr Leben inne. Sie könnte nun zurück ins Schweigen kriechen, könnte artig und todtraurig Klara kondolieren, wie alle Übrigen auch dies tun, oder sie könnte ihr Gesicht zurück bekommen und sich ehrlich machen.
alpa kino