Am Samstag, dem 02.10. in Anwesenheit der Regisseurin Angela Zumpe

Transit

Dokumentation, Deutschland 2010, 80 min

Zwanzig Jahre ist die DDR nun Geschichte und immer mehr verblasst und verwittert, was nicht für immer in den (Stasi-) Akten steht oder was mittlerweile zum Denkmal stilisiert wurde. Dass Angela Zumpe erst jetzt beginnen konnte, den Tod ihres Bruders zu erforschen, lag daran, dass ihre Eltern mit allen Mitteln versucht hatten, die Erinnerungen an ihn auszulöschen. In der Familie war Reinhard Zumpe tabu. Reinhard nahm sich 1969 das Leben. Aber nicht der Suizid veranlasste den konservativen Vater und strenggläubigen Prediger, seinen eigenen Sohn zu verstoßen, sondern die Tatsache, dass Reinhard zu den immerhin 2.500 Bürgern der BRD gehörte, die 1968 in den Osten Deutschlands übersiedelten. Für die ostdeutsche Propaganda war es ein gefundenes Fressen, für die Übersiedler im Zuge der Studentenunruhen 68 ein folgerichtiger Schritt und für Angela Zumpe wurde es zur Tragödie ihres Lebens. Denn außer einer Postkarte aus dem Auffanglager in Thüringen und dem Aktenvermerk, der Reinhard Zumpe dort registrierte, fehlen jede Spur und jedwede Ahnung von den folgenden sieben Monaten bis zu seinem Selbstmord. Angela Zumpe fängt in Thüringen an, sie befragt ehemalige Übersiedler und Mitarbeiter im Auffanglager, versucht sich mit Hilfe der Erinnerungen Gleichgesinnter ein Bild von dieser Zeit zu machen. Hypothetisch tastet sie sich vorwärts in der Geschichte beider deutscher Staaten und erstellt ein Puzzle aus Möglichkeiten. Sie versucht sich vorzustellen, ob ihr Bruder, so wie sie ihn kannte, im Osten überhaupt hätte ankommen können. Und wie ganz nebenbei entsteht ein spannendes und unterhaltsames Bild von dieser Zeit, als eine kommunistische Jüdin neun Jahre auf Eintritt in den Osten hoffte und dann für die Stasi arbeitete, oder eine Kranfahrerin aus Westdeutschland den Palast der Republik zu errichten half, während ihre Tochter alles daran setzt, zurück in den Westen zu fliehen.
alpa kino

Buch: Angela Zumpe

Regie: Angela Zumpe

Kamera: Peter Petrides

Musik: Ilja Coric

Produktion: Holm Taddiken

Bundesstart: 30.09.2010

Start in Dresden: 30.09.2010

FSK: o.A.