Alois Nebel

Drama/Trickfilm, Tschechische Republik/Deutschland 2011, 85 min

Das Altvatergebirge (Tschechisch-Schlesien) im Jahr 1989: Alois Nebel arbeitet als Fahrdienstleiter am Bahnhof Bílý Potok (Weißbach) unweit der Grenze zu Polen. Sein einziges Hobby besteht im Sammeln alter Fahrpläne. Doch Nachts suchen ihn Albträume heim. Überall ist „Nebel“ - aus der Landschaft steigt er auf, von den Dampflokomotiven oder einfach nur in Form von Zigarettenqualm. Alois landet in der Nervenheilanstalt, wo ihm eines Tages der „Stumme“ begegnet. Zunächst bleibt im Dunkeln, wer der ist. Hier wird der Film zum Thriller - Aufklärung folgt.
Alois verliert Job und Behausung und sucht in Prag nach Erklärungen. Die findet er dort nicht, dafür aber die Putzfrau Kveta. Zurück in Bílý Potok, geht für ihn die Geschichte friedlich aus. Andere holen die Dämonen aus vergangenen Tagen ein…
Der Animationsfilm thematisiert die deutsch-tschechische Geschichte, vor allem während der Nachkriegszeit, als die Deutschen aus den Sudetengebieten vertrieben wurden, und der Wende 1989 in besonderer Weise und sensibilisiert für die politischen Linien und historischen Brüche bis zur Gegenwart.
Die Machart des Filmes erinnert sofort an »Waltz with Bashir«, im Gegensatz zu diesem ist er jedoch in strengem Schwarz-Weiß gehalten, was das Thema und die Wirkung nur unterstreicht. Es ist gut, sich der Thematik auf diese Art und Weise zu nähern. Sie ist noch voller Tabus und Ängste - vor allem auf tschechischer Seite, was auch verständlich ist angesichts der Tatsachen, wie sich deutsche Vertriebenenverbände bis zur Wende präsentiert haben.
»Alois Nebel« erhielt 2012 den Europäischen Filmpreis in der Kategorie Bester Animationsfilm und wurde auf zahlreichen Festivals präsentiert und ausgezeichnet.