Only Lovers Left Alive

Drama/Fantasy, USA/Deutschland/Großbritannien/Frankreich/Zypern 2013, 123 min

Jim Jarmusch bleckt also die Zähne und erfindet nach Samurai-, Western-, und Konspirations-Film auch das Teenie-Genre neu. Dabei reanimiert er den zu Tode verkitschten Vampir, verleiht ihm wieder eine elegante Sehnsucht und gibt der Romantik ihre Schwere zurück, die bei all dem zwielichternen Rumgeflatter flöten gegangen war. Gottlob, jetzt beißen wieder Erwachsene um sich, den Dingen haftet wieder Staub an, und ganz nebenbei pflegt Jarmusch fleißig sein Retro-Credo; indem er seine Helden Saiteninstrumente sammeln lässt oder ihnen Bücher ins Regal stellt, die sie vor Jahrhunderten selbst geschrieben haben. Vintage Vampires don't sparkle. In Tanger verkehrt des Nachts Eva, bleich schimmert Tilda Swinton und betörend zugleich beim alten Marlowe, welcher, verflucht vorzüglich von John Hurt verkörpert, daselbst keinen Geringeren vorstellt als den Verfasser solch blutiger Literatur wie Hamlet oder Macbeth. Gemeinsam deklamieren sie calvinistische Anekdoten oder plündern die Blutbank des örtlichen Krankenhauses. Letzteres erspart lästige Wegelagerei und den Ärger mit ansteckenden Krankheiten. Das sieche Menschengeschlecht gefährdet bloß den Kunstgenuss. Blut am Stiel und ein gutes Buch, mehr braucht es nicht. Ein feines Vinyl allenfalls oder ein Tänzchen. Im fernen Detroit schlurft Evas grüblerischer Jahrhundert-Galan Adam, einfach umwerfend Tom Hiddleston, als eine Art Jack White auf roten Drogen durchs düstere Bild. Aus einer bewohnbaren Gitarrensammlung heraus pflegt er seine Depression und sehnt sich auch in diesem ödesten aller Jahrhunderte nach seiner Braut. Wenn Eva nach einer kleinen Reise vereint mit ihm im Halbdunkel döst, Soul und Paganini lauschend, dann droht selbst die Ewigkeit inne zu halten. Allerdings nur, bis ihre kleine Schwester auftaucht, eine marodierende Mia Wasikowska als »Bling-Ring«-Bitch, die das ganze träge Treiben ein wenig auf Touren bringt mit ihrem Partyhunger. Sie plündert Blut und Plattensammlung, vernascht das Faktotum und treibt die Liebenden auf die Straße hinaus.
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