The East

Action/Drama, USA 2012, 117 min

Es hat immer eine Faszination, das verdeckte, geheime Arbeiten in verborgenen Umgebungen. Wenn das Ziel ist, den mächtigen Konzernen zu schaden und ihre menschenverachtenden Praktiken offen zu legen, ist ein attraktiver Hintergrund für eine Geschichte gefunden: „Wenn ihr schuldig seid, solltet ihr nachts nicht ruhig schlafen können - vor allem, wenn wir wissen, wo ihr wohnt.“ Der Zusammenschluss von Aktivisten heißt in diesem Fall »The East« - aber die Annäherung an die Gruppe erleben wir Zuschauer von der Gegenseite: Die ehemalige FBI-Agentin Sarah Moss (Brit Marling) soll für eine private Sicherheitsfirma undercover die anarchistische Vereinigung infiltrieren. Das gelingt ihr recht schnell, und die Gruppenmitglieder vertrauen ihr spätestens, seit Sarah bei einer extrem gefährlichen, krassen Aktion souverän mitmachte. Eine Art Anführer ist der attraktive und charismatische Benji (Alexander Skarsgård), der für Sarah bald zum Objekt der Begierde wird. Auch mit den anderen Aktivisten verbindet Sarah langsam das Verständnis für ihr Tun - ihre Professionalität gerät ins Wanken.
»The East« ist Ökothriller und Psychostudie zugleich: Das Doppelleben von Sarah und diverse Aktionen der Gruppe - beides droht immer wieder aufzufliegen, was für konstante Spannung sorgt. Miteinander und Motivation der unterschiedlichen Aktivisten bilden eine weitere, davon ganz losgelöste Ebene der Filmerzählung: Da ist der abgebrochene Medizinstudent Doc (Toby Kebbells), dessen Schwester nach Einnahme von Malariamitteln krank wurde und Suizid beging; nun will er mithelfen, dem Pharmakonzern zu schaden. Izzys (Ellen Page) ganz persönlicher Antrieb ist ihr Vater: Er ist Konzernchef und kann offenbar gut damit leben, dass durch seine Firma vergiftetes Wasser bereits Menschen umgebracht hat. Durch seltsam anmutende, sehr drastische Rituale wird die Aktivistengruppe zusammen geschweißt: Zwischen die Mitglieder der Gruppe soll nichts kommen, totales Vertrauen geht über alles. Dafür werden unter anderem Zwangsjacken und grobe Holzlöffel verwendet.
Dass das eine oder andere unlogisch ist und der Stoff für eine ganze Serie reichen würde, stört nur geringfügig. Die Spannung reicht bis zum Ende und lässt auch trotz des ehrgeizigen Plots nicht nach - bis zum allerletzten, überraschenden Turn, den Sarah nimmt - denn ihre Auftraggeber sind misstrauisch geworden.
Petra Wille