Out in the Dark

Drama, USA/Israel 2012, 95 min

Der Student Nimr (Nicholas Jacob) und der Rechtsanwalt Roy (Michael Aloni) treffen sich in einem Schwulenclub in Tel Aviv. Da das Zuhause von Nimr das palästinensische Ramallah ist, kann er nur heimlich über die Grenze, um Roy zu treffen. Das ändert sich mit der Zulassung an der Tel Aviver Uni: Er erhält einen Passierschein, der ihm den Wechsel zwischen den Welten ermöglicht. Zu Hause hat sein radikaler Bruder Nabil das Sagen, der nicht nur verbal aggressiv und gewalttätig ist. Nimr muss seine Homosexualität dort unter Lebensgefahr verheimlichen. Nach einem schrecklichen Vorfall verliert er das Visum für Israel und seine Familie findet sein Geheimnis heraus. Roy versucht alles, um seinem Freund zu helfen, doch die Umstände wenden sich immer weiter gegen die beiden Liebenden.
Israel hat weltweit einen guten Ruf, was die Rechte und Lebensqualität von Homosexuellen angeht. Tel Aviv gilt als „Schwulenhauptstadt des Nahen Ostens“ und die Gesetzgebung im Land ist sehr liberal. In Palästina und den besetzten Gebieten sieht das allerdings ganz anders aus. Eine Flucht nach Israel bedeutet für schwule Palästinenser Obdachlosigkeit und weitere Heimlichkeit, was dennoch nicht wenige in Kauf nehmen. Michael Mayer gelingt mit »Out in the Dark« ein überzeugendes Debüt über die Liebe zwischen zwei Männern im Palästina-Konflikt: „Ein Schwanz ist ein Schwanz“ sagen die Schwulen - zwischen ihnen spielt die Herkunft keine Rolle. Sie sind solidarisch, während die Welt um sie herum versucht, ihnen ihre Natur zu verbieten.
Die titelgebende Dunkelheit findet sich in vielen Szenen wieder, die der Kameramann Ran Aviad konsequenterweise oft nur spärlich ausleuchtet. Die Authentizität an allen Orten und in allen Situationen ist verblüffend, Mayer zeigt ein sehr gutes Gespür für Stimmungen und seine Geschichte. Der Film ist trotz der komplexen Konfliktlage weder überladen noch plakativ. Zwischen den beiden Hauptdarstellern herrscht eine bemerkenswert vertraute Chemie, so dass sich die Identifikation mit den Liebenden schnell einstellt. Mayer hält sich nicht lange mit Einführungen auf, alles passiert sofort.
Das Ende ist nach einer erwartbaren Eskalation dennoch überraschend. Als Zuschauer bleibt man hilflos zurück. Die staatlichen wie auch kulturellen Umstände sind so kompliziert und zwingend, dass man schon beim Zuschauen verzweifeln kann. Hieraus ein Märchen zu konstruieren, hieße die Wirklichkeit auszublenden. Zwar ist im Kino alles erlaubt, jedoch hat sich dieser Film für die Realität entschieden - das Ergebnis ist sehenswert.
Petra Wille
Petra Wille

Buch: Yael Shafrir, Michael Mayer

Regie: Michael Mayer

Darsteller: Nicholas Jacob, Michael Aloni, Jamil Khoury, Loai Nofi, Khawlah Hag-Debsy, Alon Pdot, Maysa Daw, Shimon Mimran, Alon Oleartchik, Chelli Goldenberg

Kamera: Ran Aviad

Musik: Mark Holden, Michael Lopez

Bundesstart: 07.03.2013

Start in Dresden: 09.05.2013

FSK: ab 12 Jahren