Helden des Polarkreises

Komödie/Drama, Finnland/Island/Schweden 2010, 95 min

„Ihr seid mir ja Helden“ - wenn Mutti das sagt, haben die Kinder mal wieder was angestellt. Die „Mutti“ ist im Fall dieses sympathischen finnischen Films eine junge Frau: Inari, die Freundin von Janne. Sie ist endgültig genervt von Jannes Slackerdasein und stellt ihm ein Ultimatum: Er muss bis zum kommenden Tag eine Digibox kaufen, denn in Finnland wird das analoge Fernsehen in dieser Nacht abgeschafft.
Janne hat das Geld, das Inari ihm bereits für die Digibox gegeben hatte, mit seinen Freunden versoffen. Nun muss er mit Ralle, Ralles Auto und einem weiteren Freund nach Rovaniemi fahren. In Lappland ist es ja nicht wie in der Großstadt, wo es zur Not irgendwo immer noch einen Laden gibt, der einem auch am Freitagabend das Gewünschte verkauft. Rovaniemi ist 200 km entfernt, und den Jungs geht ziemlich am Anfang das Benzin aus. Wie sie zu einer neuen Tankfüllung, zu Geld und am Ende - vielleicht - zu dem Receiver kommen, das ist eine Odyssee durch die finnische Nacht. Und die ist nicht mal so richtig dunkel, es ist die ganze Zeit blau, kalt und neblig. Dadurch sehen die Figuren seltsam aus, haben keine richtigen Konturen. Aber das Blau steht hier als Filmfarbe nicht für emotionale Kälte, wie man das vor allem aus asiatischen Filmen kennt. Die Kälte ist schlicht der Umstand, in dem sich das Leben und die Abenteuer dieser Nacht abspielen. Es gibt aber auch einen sehr ernsthaften Hintergrund der Geschichte aus dem Norden: Der hat mit dem einzigen Baum in der Gegend, dem „Baumelbaum“ zu tun. In Archivbildern und seltsamen Geschichten wird von diversen Männern erzählt, die sich dort bereits aufhängten. Janne als Ich-Erzähler lässt anklingen, dass es in der Kälte und Einsamkeit mit der richtigen Portion Pech durchaus schnell passieren kann, dort zu baumeln.
Der Film zeigt den Gegenentwurf: Die Jungs sind ein eingeschworenes Freundestrio, das sich immer wieder gegenseitig aus der Patsche hilft, ab und an natürlich auch voneinander genervt ist. »Helden des Polarkreises« erinnert ein bisschen an »Absolute Giganten«: drei Jungs, einer ein bisschen dicklich, auch ein Auto mit Spoiler spielt eine große Rolle, und es gibt jede Menge skurrile Situationen und Personen.
Petra Wille