How I Ended This Summer
Wie man weiß, bewegen sich Teilchen bei sehr niedrigen Temperaturen sehr langsam, bei Wärme sind sie schneller. »How I ended this Summer« von Alexei Popogrebski (»Koktebel«) zeigt beides, sozusagen als Innen und Außen der Protagonisten, man empfindet sowohl die äußere Kälte mit als auch die innere Not. Nur zwei Männer agieren in dem über zwei Stunden langen Film, von einem Eisbären und ein paar anderen Tieren mal abgesehen. Es ist kalt, sehr kalt, und daher sind die Bilder des preisgekrönten Kameramannes Pavel Kostomarov meist sehr gemächlich, was das Zuschauen um so schöner macht. Das Anfangsbild ähnelt tatsächlich mehr einem Gemälde der tiefblauen arktischen Landschaft als einem bewegten Bild. Auf einer Forschungsinsel im Arktischen Meer warten Sergej und Pavel auf das Schiff, das sie zurück in weniger lebensfeindliche Gebiete bringt. Für Pavel endet ein dreimonatiges Praktikum, der bärige Sergej hat seine Familie seit Jahren nicht gesehen. Er muss sich die SMS seiner Frau von einem Kollegen auf der Festland-Funkstation ansagen lassen, ein Moment für Emotionen, die er auf seine Weise zeigt. Zwischen den beiden Männern wird nicht viel gesprochen, sie machen Messungen, erledigen die lebensnotwendigen Arbeiten. Dann kommt eine Neuigkeit per Funk herein, die alles in Bewegung bringt, Pavel nimmt sie entgegen. Doch er traut sich nicht, die Nachricht an Sergej weiterzugeben.
Die mangelnden Ablenkungs- oder Fluchtmöglichkeiten führen zu extremen Reaktionen und Handlungen der beiden Männer, vor allem der junge Pavel ist völlig überfordert. Popogrebski findet dafür ungewöhnliche Bilder zwischen Eis, Wasser, einer Nebelstation und einer Atombatterie. Und er zeigt uns, dass die völlig andere Zeitwahrnehmung dieser faszinierenden Umgebung auf einen Film übertragbar ist.
Petra Wille
Petra Wille
Buch: Aleksej Popogrebskij
Regie: Aleksej Popogrebskij
Darsteller: Grigori Dobrigin, Sergei Puskepalis
Kamera: Pawel Kostomarow
Musik: Dmitri Katkhanow
Produktion: Roman Borisewitsch
Bundesstart: 01.09.2011
Start in Dresden: 17.11.2011
FSK: ab 12 Jahren