Boxhagener Platz

Drama, Deutschland 2010, 102 min

Mit der Adaption des gleichnamigen Romans von Torsten Schulz inszeniert der Berliner Regisseur Matti Geschonneck, Sohn des bekannten Schauspielers Erwin Geschonneck, einen großartigen Ensemblefilm für die Kinoleinwand.
Ostberlin 1968: Während Studenten die Fäuste ballen, die sexuelle Revolution im Westen ihrem Höhepunkt entgegensteuert und in Prag Panzer durch die Straßen rollen, erleben Oma Otti (Gudrun Ritter) und ihr 12-jähriger Enkel Holger (Samuel Schneider) am „Boxhagener Platz“ in Ostberlin ihre ganz eigenen Abenteuer. Otti soll schon fünf Ehemänner ins Grab gebracht haben - und dem sechsten geht es gerade auch nicht besonders. Doch neue Avancen lassen von verschiedener Seite nicht lange auf sich warten - sowohl der Altnazi Fisch-Winkler (Horst Krause), als auch der ehemalige Spartakus-Kämpfer Karl Wegner (Michael Gwisdek) machen Otti schöne Augen. Die verliebt sich in Karl - und plötzlich hat auch Fisch-Winkler das Zeitliche gesegnet. Holger avanciert schließlich zum Hobbydetektiv und lernt dabei nicht nur so einiges über die Liebe, die Revolte im Westen und wie man mit kleinen „revolutionären“ Geheimnissen Frauen rumkriegt. Bis er einen Fehler begeht, der ausgerechnet Karl in Gefahr bringt…
Mit zunehmendem Abstand zur Wende scheint es inzwischen möglich zu sein, gute Alltagsgeschichten aus der ehemaligen DDR auch ohne die zwingende Verwendung von folkloristisch-verklärender Ostalgie zu erzählen. Matti Geschoneck gelingt dies eindrucksvoll. Mit pointierten Dialogen, trockenem Humor, einer Brise Melancholie und viel Berliner Charme entstand mit »Boxhagener Platz« eine wunderbare Liebesgeschichte sowie eine Hommage an den kleinen Kosmos eines Platzes mitten im Osten und seine liebenswerten Bewohner.