Pippa Lee

Drama, USA 2009, 98 min

Ganz egal, wie oft man eine Geschichte schon gehört hat. Wenn sie so gut erzählt ist wie die vorliegende, dann rettet sie deinen Tag. Dazu braucht es, Regel Nummer eins, eine Frau in den besten Jahren und diese lasse man, Regel Nummer zwei, von ihrem wilden Leben erzählen. Welches sie nicht mehr führt, seit sie verheiratet ist. Man kann schließlich keine New Yorker Künstler-Gang zu Zeiten des US-Punk heiraten oder eine lesbische Pin-Up-Fotografin, die gemeinsame Ausschweifungen in einem Sado-Maso-Kalender veröffentlicht. Und vor der tablettensüchtigen Mutter kann man auch nicht mehr ausreißen, wenn man erst einmal fort ist. Regel Nummer drei besagt, traue eine solche Rolle auch einer Schauspielerin zu, die noch nicht in besagten besten Jahren ist. Robin Wright Penn hat diese Zeit ganz sicher noch vor sich, agiert aber so überzeugend und so reizend wie ein ausgereifter Schwiegervätertraum. Noch dazu, wo ihre Pippa Lee mit einem solchen verheiratet ist. Ganze dreißig Jahre Altersunterschied mutet Romanautorin und Regisseurin Rebecca Miller ihrer Heldin zu, wenn sie eingangs zeigt, wie Pippa Lee in vollklimatisierter Festungshaft mit dem wohlhabenden Verleger Herb Lee (Alan Arkin) lebt, wie sie die liebende Ehefrau glücklich und unzufrieden bei Tische mimt und die treu sorgende Mutter und Krankenschwester bei Nacht. Und wie sie sehr bald schon der gefährlichen Ehrlichkeit des jung-geselligen Nachbarsohnes erliegt. Sicher kam mit den Erinnerungen an ihre wilde Jugend auch ihr gutsortierter Hormonhaushalt ein wenig in Unordnung. Übel nehmen könnte man es einer Frau in den besten Jahren nicht, wenn der Typ nebenan Chris Nadeau heißt, wie Keanu Reeves ausschaut und ganz ordinär mit den Fingern schnippt. Und wenn er, Regel Nummer vier und fünf, mit seinem Jesus-Tattoo auf der Brust weitaus anschmiegsamer wirkt als der vergrantelte alte Patient daheim.