American History X

Drama, USA 1999, 118 min

Selten gab es um einen Film schon vor seiner Veröffentlichung derart bizarre Publicity wie im Fall des thematisch ohnehin extrem kontroversen Skinhead-Dramas “American History X“. So lieferte sich der Newcomer-Regisseur Tony Kaye mit New Line einen erbitterten Disput, da er sich mit der endgültigen Schnittfassung nicht einverstanden zeigte und daraufhin seinen Namen gestrichen sehen wollte.
Die Story konzentriert sich auf die Brüder Derek (Norten Forlong) und Danny Vinyard (Edward Forlong), die beide zeitversetzt in der selben Nazi-Gruppe aktiv werden. Ein Großteil des Films wird in s/w-Rückblicken erzählt, die fließend in die farbig dargestellte Gegenwart übergehen. Dabei wird einerseits aus der Perspektive des jungen Danny berichtet, der sich an seinen Bruder als bewundernswerte Kämpfernatur erinnert, während Dereks Sicht seinen Gäfngnissaufenthalt reflektiert. Der verstörende Prolog erzählt die vom älteren Bruder begangenen Morde an drei Schwarzen, die Nachts seinen Wagen klauen wollen, für die er eine dreijährige Haftstrafe erhält. War er durch seine „Intelligenz“ in der Gruppe bereits eine Leitfigur, steigt er durch seinen eiskalten Akt der Selbstjustiz zum legendären Märtyrer auf. Kein Wunder, dass ihm sein kleiner Bruder bedingungslos nacheifern will, während sich Derek nach einschneidenden Ereignissen im Knast völlig von seiner Vergangenheit lossagt. Wieder auf freiem Fuß, will er seinen Bruder aus der Berwegung loseisen.
Bildgewaltig gerät ein Basketballspiel der Skins gegen eine schwarze Gang dem selbsttitulierten Hype-Künstler Kaye (Kamera) zum Siegeszug. Die Verwüstung eines Koreanischen Supermarktes, die grausame Ermordung der Autodiebe gleichen einem sich entladendem Wutgewitter. Die Vergewaltigung im Knast symbolisiert tiefste Erniedrigung und Hilflosigkeit. Als die Brüder schließlich Nazi-Insignien von den Wänden ihres Zimmers nehmen, ist dies kraftvoll und mehr als nur symbolische Abkehr.
Trotz der Kontroversen zwischen dem Produzenten und Kaye ist ein bildgewaltiges und furioses Werk entstanden. Insbesondere das völlig unerwartete Ende führt eine einfache Lösung des Dillemas ad absurdum. Edward Norton begeistert in der Hauptrolle und demonstriert seine hohe Begabung eindrucksvoll, wofür er völlig zu Recht für den diesjährigen Oscar nomminiert wurde.

Regie: Tony Kaye

Darsteller: Edward Norton, Edward Furlong, Fairuza Balk

Bundesstart: 25.02.1999

Start in Dresden: 25.02.1999