Tropa de Elite

Thriller/Krimi, Brasilien/Niederland/USA 2007, 115 min

Erinnern wir uns mal kurz an »City Of God«. Kinder in einer brasilianischen Favela wachsen umgeben von Gewalt, Drogen und einer Vielzahl persönlicher Schicksale auf. Oscars, Palmen, Auszeichnungen in Hülle und Fülle. Der Film bekam alles. Kritiker liebten ihn. Das Publikum auch. Er war eine Wohltat für die Augen und das persönliche Empfinden des „Wow…“. Der Film war einerseits ein Segen für die Bekanntheit und internationale Wahrnehmung brasilianischer Filmemacher, ist aber gleichzeitig ihr größter Fluch. Denn seit dessen Erscheinen muss sich jeder Film, der sich mit sozialen Brennpunkten brasilianischer Großstädte beschäftigt, mit dem Platzhirsch messen lassen. Die meisten versagen, einige schlagen sich ganz gut. »Tropa de Elite« gehört zu Letzteren.
Während sich zahlreiche Streifen mit der allgemeinen Bevölkerung und ihren Problemen beschäftigen, geht »Tropa de Elite« auf die Vorgänge einer paramilitärischen Eingreiftruppe ein. Deren Chef Captain Nascimento möchte sich zur Ruhe setzen. Allerdings muss er vorher noch einen Nachfolger bestimmen. Der Kandidatenkreis endet letztendlich bei den schon seit Kindestagen befreundeten Matias und Neto. Der eine eher überlegend intellektuell, der andere impulsiv und der Gewalt nicht abgeneigt. Der Reiz des Filmes kommt allerdings nicht durch die Frage, wer die Stelle bekommt, sondern die Umstände, unter denen die beiden arbeiten müssen. Ein Leben voller Korruption, Gewalt, Drogen, dubioser Arbeitstechniken und permanentem Aufruhr. Halb actionorientiert, halb dokumentarisch, »Tropa de Elite« wurde bester Film der BERLINALE 2008 und das mit Recht.
José Bäßler