Apostel!

Drama, USA 1997, 134 min

Insgesamt 13 Jahre brauchte Robert Duvall von der Idee bis zur Realisierung seines Filmes »Der Apostel«. Insbesondere die Finanzierung des Projektes erwies sich als überaus schwierig, so dass er gleichzeitig als Autor, Regisseur, Darsteller, Produzent und auch noch Finanzier fungierte. Wie schon in seinen ersten beiden Filmen »We‘re not the Jet Set« und »Angelo, My Love« (über die Welt der Rodeos und die von Straßenzigeunern) erzählt Duvall auch in seinem neuen Werk von einer sehr eigenen, in sich abgeschlossenen Welt - die der Erweckungsprediger (in den USA etwa 20, weltweit ca. 200 Mill. Anhänger). In einem fast halbdokumentarischen Stil nähert er sich einer für den durchschnittlichen Betrachter faszinierenden, jedoch schwer nachvollziehbaren Welt, in deren Mittelpunkt der charismatische, schwierige und extrem religiös zu nennende „Sonny“ Dewey (Robert Duvall) steht. Sonny ist ein populärer Erweckungsprediger in Texas, dessen persönliches Leben eines Tages außer Kontrolle gerät. Seine Frau Jessie (Farrah Fawcett), genervt von seiner Persönlichkeit, betrügt ihn mit dem jüngeren Prediger Horace (Todd Allen) und bringt Sonnys Gemeinde unter ihre Kontrolle. In seinem Jähzorn erschlägt er betrunken Horace. Auf Grund dieser Ereignisse verlässt er sein Dorf und geht nach Louisiana, wo er als „Apostel“ ein neues Leben beginnt. Es gelingt ihm, eine neue Gemeinde in der vorwiegend von Afroamerikanern bewohnten Kleinstadt aufzubauen. Auch privat fasst er Fuß, nach einer Romanze mit einer geschiedenen Frau bahnt sich eine feste Beziehung an. Seine Sühne scheint erfolgreich, sein Leben in festen Bahnen. Doch der „Apostel“ ist grenzenlos, seine Popularität erweitert seinen Wirkungskreis, ständig neue Anhänger werden geworben und größere Radiosender übertragen seine Predigten. Bis ihn seine Frau Jessie im Radio hört.
Duvall zeichnet das Porträt eines Mannes, dessen Weltbild gut, klar und einfach, der aber charakterlich zerrissen und für ihm nahe Menschen nur schwierig zu ertragen ist. In seinem fanatisch zu nennenden Erweckungsdrang vermag er die Seelen seiner Gemeinden zu führen und Leitbild zu sein, jedoch nicht, seine eigene Zerrissenheit zu kontrollieren oder zu kanalisieren. Seine Schuld leitet er in fast wahnhafte Sühne und eine Verstärkung seines religiösen Erweckungswahns. Dieses komplexe Thema wird ohne denunziatorischen oder richtig stellenden Impuls erzählt, die Ambivalenz des Charakters und des Themas wird wunderbar erhalten. Insbesondere die darstellerischen Leistungen machen den Film zu großartigem Kino.
„Duvall überlässt das Urteilen dem Publikum. Sein Job, den er besser ausfüllt als jeder andere im Filmgeschäft, besteht darin, mit seinen blauen Augen die Welt zu beobachten.“ Time Magazine

Regie: Robert Duvall

Darsteller: Robert Duvall, Farrah Fawcett, Miranda Richardson, Todd Allen, John Beasley, June Carter Cash, Billy Bob Thornton

Bundesstart: 08.10.1998

Start in Dresden: 08.10.1998