Jarhead - Willkommen im Dreck

Drama/Komödie, USA 2005, 122 min

Das einzig Sinnvolle an einem Krieg scheint der Protest dagegen zu sein. Unter diesem Gesichtspunkt wird »Jarhead«, der neue Film von Sam Mendes, eventuell zu einem sinnvollen Film über ein sinnloses Thema. Jeder mag die Parallelen zu ähnlichen Filmen selbst ziehen, die Nähe zu Kubricks »Full Metal Jacket« steht hier an erster Stelle. »Jarhead« erzählt von der explosiven Mischung aus Aufregung, Langeweile, Angst, Sehnsucht oder Traurigkeit einiger junger Soldaten während ihrer Ausbildung zu Scharfschützen und dem anschließenden Einsatz während der “Operation Desert Storm” 1991 im ersten Golfkrieg. Basierend auf den Erinnerungen des damals zwanzigjährigen Anthony Swofford, dreht sich die Geschichte um Swoff und seine Jarheads, eine kleine Spezialeinheit innerhalb der kämpfenden Truppe. Sie werden zunächst ausgiebig gedrillt und vorbereitet und danach wie im Sprichwort “in die Wüste geschickt”. Eingraben und warten, so heißt ihr Befehl. Also richten sie sich ein und schlagen erst einmal nur die Zeit tot. Mit den üblichen Spielchen. Pornos schauen, Skorpione gegeneinander kämpfen lassen, Camus lesen oder sich gegenseitig über die Abschiedsbriefe trösten. Während die Operation Wüstensturm über sie hinwegfegt, besteht ihr Krieg zum größten Teil aus Nichtkrieg. Das raubt der Geistlosesten aller menschlichen Verrichtungen auch noch das letzte Stück Sinn&Verstand. Aus langer Weile und Ungeduld wachsen zusehends Frust und unterschwelliger Blutdurst. Sie sind heiß gemacht worden, doch ihr Drill und ihre Anspannung suchen noch nach einem Ziel, alle warten auf den ersten Schuss und darauf, dass es endlich losgehen möge…
Ob Sam Mendes mit seinem engagierten Film die herbeizitierte neue Generation der großen Anti-Kriegsfilme wirklich ins Leben rufen kann, das bleibt abzuwarten. Der American-Beauty-Regisseur hofft für seinen dritten Kinofilm, dieser möge noch in zwanzig Jahren eine allgemeingültige Aussage vermitteln können. Jetzt vermag »Jarhead« zumindest eines, es gelingt ihm, sich wohltuend abzuheben von den unzähligen, waffenstarrenden Erklärungsversuchen amerikanischer Realpolitik.