Manderlay

Drama, Deutschland/Dänemark/Schweden/Frankreich/Großbritannien/Niederlande 2005, 139 min

Stell dir vor, im Kino ist Lars von Trier. Und keiner geht hin. Keiner, der nicht eh schon überzeugt ist von der Verlogenheit des Demokratie-Gefasels der selbsternannten Weltmacht USA. Es ist wie ein Fluch. Für diejenigen, die es damit zu erreichen gilt, zielt solches Kino zu kurz. Für die anderen, welche schon vor dem Betreten des Kinos in tiefsinnige politische Diskussionen verwickelt waren, schießt solches Kino immer wieder übers Ziel.
Mit dem hervorragend besetzten Manderlay und einer formalistisch ungewöhnlichen Darstellung a la Brechtschen Polittheaters, wie zuletzt gesehen in Dogville, möchte uns der Däne auch diesmal wieder mitten draufstoßen auf das „land of opportunity“. Gewissermaßen mit der Nase.
Grace - Bryce Dallas Howard - will sich auf der Baumwollplantage Manderlay für die Rechte der schwarzen offiziell nicht-mehr-Sklaven einsetzen. Sei es aus echter weißer Mittelklasse-Naivität oder aus schlichter postpubertärer Auflehnung gegen den allmächtigen Gangsterboss und Vater - William Dafoe -. Wir schreiben das Jahr 1933 und befinden uns in Alabama.
Doch nicht Grace und ihr energisches Einschreiten bewahren Timothy - Isaach De Bankolé - vor der weißen Aufseher-Peitsche, sondern die Maschinenpistolen ihres Herrn Papas, der hier ganz eigene Interessen verfolgt. Grace gerät in ein Durcheinander politischer, ökonomischer und rassistischer Widersprüche. Bald schon verzichtet Grace für das Erreichen ihrer hochgesteckten Ziele auf die Einhaltung der einfachsten moralischen Grundwerte.
Zwar existiert jetzt so etwas wie eine demokratische Grundordnung auf der Farm, doch Ungerechtigkeit und Unterdrückung pflanzen sich in den Beziehungen zwischen Arm und Reich, Mann und Frau fort. Und als Crace selbst Hand anlegt an einen von der Gemeinschaft auf demokratische Weise zum Tode verurteilten Menschen, ist die Versuchsanordnung einer neuen, besseren Gesellschaft gescheitert. Letztlich bleibt ihr bloß die Flucht. Einerseits flieht sie vor sich selbst, weil sie ihr Scheitern begreift. Andererseits flieht Grace aber vor den anderen. Grace soll einstimmig zur neuen Herrin auf Manderlay gewählt werden, nachdem auch die Schwarzen die Sache mit der Freiheit und Demokratie als gescheitert betrachten.