Die syrische Braut

Drama, Frankreich/Deutschland 2004, 97 min

»Die Syrische Braut« spielt in einem besonderen Umfeld: Einem kleinen drusischen Dorf auf den Golan-Höhen. Die Drusen leben vor allem in Syrien, dem Libanon und Israel und bilden dort eine eigenständige Religionsgemeinschaft, deren Angehörige ausschließlich unter sich heiraten. Eine weitere drusische Tradition ist Loyalität dem jeweiligen Staat gegenüber. Aufgrund der unsicheren politischen Zukunft der Golan-Höhen teilt sich die Gemeinschaft dort in Anhänger Israels und Anhänger Syriens.
Im Mittelpunkt des Films steht die junge Mona, die zugleich mit der Hochzeit den letzten gemeinsamen Tag mit ihrer Familie begeht. Sobald sie die Grenze zwischen Israel und Syrien überschritten haben wird, um ihren Ehemann zu treffen, gibt es kein Zurück mehr. Von ihrer Schwester und deren kleiner Tochter festlich hergerichtet, verbringt Mona den Tag zunächst im Wohnzimmer, dann beim Festessen, zuletzt an der Grenze.
Mona ist der ruhende Pol, um den herum ein ereignisreicher Tag seinen Lauf nimmt. Die Stimmung im Dorf ist aufgeladen, Vater Hammed nimmt gegen das ausdrückliche Verbot der israelischen Polizei an einer pro-syrischen Demonstration teil. Aufgrund früherer Auseinandersetzungen steht er unter Beobachtung. Schlimmer noch, er darf nicht ins Grenzgebiet, wird also an der Hochzeit seiner eigenen Tochter nicht teilnehmen können. Gleichzeitig steht er unter dem Druck der eigenen religiösen Oberhäupter. Sollte er seinen abtrünnigen Sohn Hattem, der eine jüdische Russin geheiratet hat, an der Hochzeit teilnehmen lassen, droht ihm selbst der Ausschluss aus der Gemeinschaft.
Auch in der Familie von Monas geliebter Schwester gibt es Probleme: Die Schwester möchte gegen den Willen ihres Mannes studieren und ihre Tochter bandelt mit einem Israeli an. Um Monas Willen reißt sich die Familie mühsam immer wieder zusammen, aber richtige Feierlichkeit mag nicht aufkommen. Dauernd brechen neue Krisenherde auf. Vollends absurd wird es, als es am israelisch-syrischen Grenzposten auch noch Schwierigkeiten mit Monas Papieren gibt. Beiderseits der Grenze stehen die Familien der Brautleute und unterhalten sich mit Megaphon, während die Vertreterin der UN zwischen den Grenzern hin- und herläuft und zu vermitteln versucht. Und inmitten der Aufregung sitzt traurig die Braut - ein eindringliches Sinnbild dafür, wie wenig Chancen persönliches Glück innerhalb der willkürlichen Grenzen von Politik, Religion und Patriarchat hat.
Sensibel und humorvoll fängt Regisseur Eran Riklis die Energie und Warmherzigkeit ein, mit der die Familienmitglieder, vor allem die Frauen, das komplizierte Schicksal meistern. Immer wieder entdeckt er Zärtlichkeiten, Atempausen und Möglichkeiten der Selbstbestimmung. Kleinste Freiräume inmitten der scheinbaren Ausweglosigkeit, die Hoffnung machen. Riklis selbst nennt die fragile emotionale Mischung seines Films „Opsimismus“, - ein Gefühl auf dem schmalen Grat zwischen Optimismus und Pessimismus, das einem hilft, den Nahen Osten zu überleben.

Buch: Eran Riklis, Suha Arraf

Regie: Eran Riklis

Darsteller: Hiam Abbas, Makhram Khoury, Clara Khoury

Produktion: Neue Impuls, MACT Productions, Paris

Bundesstart: 17.03.2005

Start in Dresden: 17.03.2005