Der schönste Tag in meinem Leben
Irgendwie spürt die kleine Chiara, dass im Leben ihrer Eltern, der Schwester, des Onkels und der Tanten und nicht zuletzt bei der Großmama kleine Dinge zum großen Glück fehlen. Und so malt die Erstkommunikantin ein Bild mit Jesus und einem Schwert, auf dass der Erlöser helfe, die Wahrheit zu finden. Eine Wahrheit, vor der sich die Erwachsenen und Jugendlichen in diesem sich zwischen ernster Betrachtung und leichter heiterer Unterhaltung bewegenden Film die ganze Zeit zu drücken versuchen.Die Großmutter der kleinen Chiara, eine jung gebliebene ältere Dame, lebt allein in ihrer großen Villa. Für sie sind die Familienzusammenkünfte das Ein und Alles. Zu ihrem großen Bedauern hat sie es jedoch nicht geschafft, die Liebe für dieses Haus ihren drei Kindern zu übertragen. Diese sind mit ihrem eigenen Leben genug beschäftigt: Sara, die älteste Tochter, lebt schon länger in emotionaler Isolation. Sie verbringt die Abende allein zu Hause, immer in Sorge, ihrem Sohn Marco könnte etwas zustoßen. Rita scheint als einzige ein normales Familienleben zu führen: Sie hat ein schönes Haus, einen liebevollen Mann, Carlo, den sie aus Liebe geheiratet hat, und zwei Töchter. Aber der Schein trügt… Der Jüngste schließlich, Claudio, versucht, in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters, eines bekannten Rechtsanwaltes, zu treten. Gleichzeitig muss er einsehen, dass er seinen Freund und seine Homosexualität nicht mehr länger vor der Familie verheimlichen kann.Die bevorstehende Erstkommunionsfeier fungiert nun als Katalysator für die Missstände im Seelenleben der einzelnen Familienmitglieder. Ganz wie Chiara es sich mit ihrem Bild gewünscht hat, kommt nun die Wahrheit ans Licht. Die Figuren legen der Reihe nach ihre Karten offen auf den Tisch, sagen, wo sie der Schuh drückt, gestehen, was sie bewegt, was sie vermissen oder sich sehnlichst wünschen. Und weil sie alle so geständig sind und sich zu ihren Schwächen bekennen, wird es zumindest für Chiara am Ende noch der schönste Tag in ihrem bislang kurzen Leben.Christina Comencini ist es gelungen, nicht die Familie an sich zum Zentrum ihres Filmes zu machen, sondern deren Gefühle: Liebe, Treue, Zärtlichkeit, Begierde. Sie durchleuchtet das Innenleben ihrer Figuren, stellt sie aber nicht bloß. Ein zärtlicher Blick auf die Menschen und das, was sie aus Liebe tun. Ihr Film wurde beim Montreal-Filmfestival mit dem Großen Preis ausgezeichnet und erhielt in Italien den Preis der Filmkritik für das beste Drehbuch und für die besten Nebendarstellerinnen.
Buch: Cristina Comencini, Lucilla Schiaffino, Giulia Calenda
Regie: Cristina Comencini
Darsteller: Virna Lisi, Margherita Buy, Sandra Ceccarelli, Luigi Lo Cascio, Marco Baliani, Marco Quaglia, Jean-Hugues Anglade, Ricky Tognazzi, Francisco Scianna, Francesca Perini, Maria Luisa De Crescenzo, Andrea Samai
Kamera: Fabio Cianchetti
Musik: Franco Piersanti
Produktion: Cattleya, RAI Cinema, the Producers Co. (GB), Riccardo Tozzi, Giovanni Stabilini, Marco Chimenz
Bundesstart: 15.07.2004
Start in Dresden: 15.07.2004