Tierra
Gut acht Jahre hat es gedauert, bis Julio Medems (»Die Liebenden des Polarkreises«, »Lucia und der Sex«) »Tierra« einen deutschen Verleih gefunden hat, der den sehenswerten Film auch hierzulande ins Kino bringt.
Mit einem Zoom vom Weltall auf die Erde beginnt die phantasiereich erzählte Geschichte des dreißigjährigen Ángel, dessen Name ins deutsche übersetzt „Engel“ bedeutet. Der Auftrag seines Onkels führt den Schädlingsbekämpfer in eine wunderschöne, ländliche Weinregion Südspaniens, um die dortige Erde (“Tierra“) von einem seltsamen Schädling zu befreien, der die Rebstöcke befällt. Schon während seiner Ankunft geschehen auf dem sonnendurchfluteten Fleckchen Erde seltsame Dinge. Dabei trägt Ángel noch weitere Geheimnisse in sich - denn halb Engel, halb Mensch, ist er ein kompliziertes Wesen mit einer überbordenden Einbildungskraft und zwei Persönlichkeiten. Nach seinem Eintreffen begegnet er im Dorf der sinnlichen Hausfrau Ángela. Ángel fühlt sich von der zurückhaltenden blonden Mutter, die „seinen“ Namen trägt und mit dem groben Bauernmacho Patricio verheiratet ist, sofort angezogen. Zudem lernt er die junge, verführerische und sexverrückte Mari kennen, die regelmäßig in enger Lederkluft auf dem Motorrad über die Landstraße rast. Auch von Mari, in vielerlei Hinsicht ein Gegenbild zu Ángela, ist er fasziniert. Mit angeworbenen Arbeitern beginnt Ángel am folgenden Tag zunächst seine Arbeit. Doch der in der Luft liegende Konflikt mit Patricio, der sich als Herr von Ángela und Mari versteht, tritt schon bald offen zu Tage. Und Ángel bekommt ein richtiges Problem, als sich jede seiner Persönlichkeiten in eine der beiden Frauen verliebt. Binnen weniger Stunden überschlagen sich die Ereignisse…
Julio Medems »Tierra« ist großes, sinnliches Kino mit stellenweise bizarr-futuristischen Bildern und leuchtenden Farben. Darin nutzt der Regisseur die Figur von Ángel, um eine Kontroverse aufzuzeigen, die sich nicht auf dessen schizophrene Persönlichkeit beschränkt, sondern für ihn praktisch die ganze Welt durchzieht. Es ist das Nebeneinander von Leben und Tod, Liebe und Sex, Zuneigung und Verachtung, Zärtlichkeit und Gewalt, Himmel und Erde, welches uns tagtäglich umgibt.
Buch: Julio Médem
Regie: Julio Médem
Darsteller: Carmelo Gómez, Emma Suárez, Karra Elejalde, Silke, Nancho Novo, Txema Blasco, Ane Sánchez
Kamera: Javier Aguirresarobe
Musik: Alberto Iglesias
Produktion: Sogetel, Lolafilms, Fernando de Garcillán
Bundesstart: 25.03.2004
Start in Dresden: 24.06.2004