Irréversibel - The Straight Cut

„Irreversibel“ - Unumkehrbar. Nicht wieder gut zu machen. Denn die Zeit zerstört alles: Schon als der Film des französischen Regisseurs Gaspar Noé auf den Internationalen Filmfestspielen in Cannes 2002 zum ersten Mal gezeigt wurde, waren die Reaktionen heftig. Das renommierte Festival hatte seinen Skandalfilm gefunden - eine Debatte über Gewalt und Kunst, Freizügigkeit und Pornographie, Philosophie und Wahrnehmung, Gebrauch oder Missbrauch von Bildern wurde neuerlich mit allen Facetten in der französischen Öffentlichkeit geführt. Eine Auseinandersetzung, die sicherlich in Deutschland ihre Fortsetzung finden wird - und dennoch fernab jedes Zensurgedanken geführt werden sollte. Denn ein täglicher Blick in die Nachrichten zeigt, dass Noés Geschichte näher an der Realität liegt, als uns lieb sein kann: Alex (Monika Belucci) wird auf dem Heimweg von einer Party brutal vergewaltigt und misshandelt. Sie hatte die Feier allein verlassen, ohne ihren Freund Marcus (Vincent Cassel), von dem sie ein Kind erwartet. Und ohne Pierre, ihren Ex-Freund, der sie noch immer abgöttisch liebt. Als Marcus und Pierre von der Katastrophe erfahren, ist ihre Reaktion, getrieben von nackter Verzweiflung und blinder Rachsucht, fürchterlich. Eine Irrfahrt durch die Nacht endet in einem Club der Schwulenszene und gipfelt in einer weiteren Katastrophe, die der Vergewaltigung an Sinnlosigkeit in nichts nachsteht. Ihre Rache trifft den Falschen und das tiefe Schwarz dieser Nacht scheint für immer zu bleiben…
Mit einem Kunstgriff erzählt Regisseur Noé die Geschichte rückwärts, nimmt den Zuschauer vom unfassbaren, fast nicht zu ertragenden Dunkel mit ins Alltägliche, warme Licht des Lebens. Über seine Hauptdarsteller, die durch ihr nachhaltiges Spiel gemeinsam den Grundstein für die unglaubliche Intensität des Filmes legen, zeigt Noé das Tier im Menschen, den natürlichen Impuls der Rache und die Ohnmacht des Individuums gegenüber seinem Schicksal. Ein schwerer, intensiver Film. Streitbares Kino!