100 Schritte

Drama, Italien 2000, 104 min

Der Fall Giuseppe Impastato ist bis heute für die Geschichte Italiens einmalig. Am 9. Mai 1978 wird der Radioredakteur und Anti-Mafia-Aktivist Giuseppe Impastato ermordet. Die Behörden legen das Verbrechen als Selbstmord zu den Akten. Seine Freunde und die Familie Impastato kämpfen fast zwei Jahrzehnte um die Wiederaufnahme der Ermittlungen. Erst 1994 macht eine Fernsehreportage des Journalisten Claudio Fava über unaufgeklärte Mafia-Verbrechen den Fall in ganz Italien bekannt und setzt die italienische Justiz damit unter Druck. 1996 erklärt die Staatsanwaltschaft von Palermo den Tod Impastatos offiziell zum Verbrechen.
Was im Bezug auf die Amerikaner Michael Moores oscarprämierter Dokumentarfilm „Bowling for Columbine“, den in Deutschland inzwischen fast 1,1 Millionen Besucher auf der Leinwand sahen, war für die Italiener im Jahr 2000 der Spielfilm »100 Schritte - I cento passi« - ein großartiges, emotionales Werk von weitreichender gesellschaftlicher Relevanz. Auf der Grundlage der wahren Geschichte Impastatos bringt Regisseur Marco Tullio Giordana ein italienisches Tabuthema couragiert auf die Leinwand:
Nur 100 Schritte liegen seit Generationen zwischen dem Elternhaus von ‚Peppino' Giuseppe Impastato und dem von Gaetano Badalamenti, dem Oberhaupt der lokalen Mafia von Cinisi, einem kleinen Ort bei Palermo/Sizilien. Ginge es nach seinem Vater Luigi, dann hätte Peppino eine wichtige Position in Onkel Tanos Organisation bekleiden sollen. Doch schon in seiner frühen Jugend Ende der 60er Jahre entscheidet sich Peppino gegen die Mauer des Schweigens, die seine Familie umgibt…
Regisseur Giordana erzählt die Geschichte einer normalen italienischen Familie, einer Mutter, die viel zu spät ihr traditionelles Schweigen bricht, eines Vaters, zerrissen zwischen der Liebe zu seinem Sohn und der Zugehörigkeit zur Mafia. Vor allem aber die Geschichte eines jungen Mannes, dessen Zivilcourage Italien aufgerüttelt hat. Beeindruckend beschreibt Regisseur Giordana im Film das Wesen der Mafia, die mit Worten kaum zu veranschaulichen ist. Unterschwellig immer anwesend, kann man sie doch nicht sehen - geschweige denn beweisen. Ein Film mit Herz und Seele, der unter die Haut geht, befreit und wohl auch deshalb in Italien einen sensationellen Erfolg feierte!