Schwarze Tafeln

Drama, Iran/Italien 2000, 84 min

Täglich hören oder lesen wir von kriegerischen Anschlägen im besetzten Irak. Fast ebenso häufig wird über den Iran berichtet. Aber welche Vorstellung haben wir real von diesen Ländern, wie stellen sie sich selbst dar? Es bedarf also nicht nur als Anlass des gerade startenden Films »At five in the afternoon« der jungen Regisseurin Shamira Makhmalbaf, um mit »Schwarze Tafeln« von 2000 (ihren 2. Film nach »Der Apfel«, 1998) ins Casablanca-Programm zu nehmen.
Lehrer mit Schultafeln auf dem Rücken ziehen ins Grenzgebiet zum Irak. Ihre Schulen sind verwaist. Sie sind auf Suche nach Schülern, um Zeichen und Worte in Brot zu tauschen. Nicht dass die Bergbevölkerung lernunwillig wäre, sie hat nur Wichtigeres zu tun im täglichen Überlebenskampf. Die uns vom Anliegen ja vertrauten Lehrer wirken da wie surrealistische Gestalten in einer fremden Welt.
Sie ist im Umbruch, diese Welt. Und zugleich so lebensfeindlich, dass nach unseren landläufigen Vorstellungen keine Existenz möglich ist. Nur wissen das die Kurden dort nicht. Die Jungen wollen leben - und die Alten in Würde sterben. Auf die Unwirtlichkeit der Berge können sie sich einstellen, auf das Tun anderer Menschen schon weniger. So sehen wir schier unglaubliche Bilder vom Aufeinanderprallen verschiedener Welten, von denen uns Nachrichten nichts übermitteln können. Mittendrin die Lehrer - teils wegen ihrer Fähigkeiten selbst Autoritäten, tatsächlich Habenichtse. Das wäre alles so düster, läge darüber nicht zugleich ein ironischer, ein verblüffender Humor. »Schwarze Tafeln«, als Meisterwerk des jungen, humanistischen und politisch engagierten Kinos aus dem Iran bezeichnet, errang in Cannes 2000 den Prix du Jury und wurde zum bislang erfolgreichsten iranischen Film in den französischen Kinos.