Beijing Bicycle
Endlich. Nach über einem Jahr kommt der Gewinner des silbernen Bären der Berlinale 2001 doch noch ins Kino. »Beijing Bicycle« ist ein kleines Meisterwerk filmischer Erzählkunst. Ein Film, der konsequent in Bildern erzählt, der für jede Szene die einzig richtige Einstellung zu finden scheint und der seine Bilder so präzise und ökonomisch wie ein Stummfilm setzt. Kurz, ein Film ohne selbstverliebte optische Spielereien und postmoderne Vieldeutigkeiten, ein Film, bei dem alles der Geschichte dient und bei dem nichts zuviel ist.
Regisseur Wang Xiaoshuai erzählt die Geschichte eines Fahrraddiebstahls, einer völlig unspektakulären Angelegenheit in der Fahrradstadt Beijing. Guei, ein 16jähriger Junge vom Land, kommt neu in die Stadt. Er hat Glück und findet einen Job als Fahrradkurier, ein neues Fahrrad bekommt er gestellt, ebenso die Uniform. Guei arbeitet wie besessen, um das gute Mountainbike abzubezahlen. Als er es endlich geschafft hat, wird es geklaut. Durch einen Zufall, der an ein Wunder grenzt, findet er sein Fahrrad wieder. Es gehört jetzt allerdings Jian, einem Schüler, der es auf dem Flohmarkt gekauft haben will. In einer erbitterten Auseinandersetzung kann Guei dank seiner Starrköpfigkeit immerhin durchsetzen, dass sich die Beiden in Zukunft das Fahrrad teilen.
Wie schon sein klassisches Vorbild „Fahrraddiebe“ von Vittorio des Sica verzichtet »Beijing Bicycle« auf die ganz großen Emotionen und hält auch formal eher Distanz zu seinen Charakteren. Trotzdem (die Neorealisten würden argumentieren: gerade deshalb) geht der Film einem wirklich nahe und ist sehr spannend.
Anhand einer alltäglichen Begebenheit erzählt »Beijing Bicycle« von den gesellschaftlichen Verhältnissen in China. Die persönliche Misere ist Produkt und Spiegel gesamtgesellschaftlicher Probleme, deshalb ist sie individuell auch nicht wirklich zu lösen, das Ende in keinem Fall wirklich glücklich.
Buch: Wang Xiaoshuai, Tang Danian, Peggy Chiao, Hsu Hsiao-ming
Regie: Wang Xiao-Shuai
Darsteller: Cui Lin, Li Bin, Zhou Xun, Gao Yuanyuan, Li Shuang, Zhao Yiwei, Pang Yan, Zhou Fangfei, Xie Jian, Ma Yuhong
Kamera: Liu Jie
Musik: Wang Feng
Produktion: Peggy Chiao, Hsu Hsiao-ming, Han Sanping
Bundesstart: 28.03.2002
Start in Dresden: 30.05.2002