Im Schatten
Trüge heutzutage noch jemand einen hellen Trenchcoat, wenn er aus'm Knast käme, und einen Hut, man wüsste sofort, dass er nicht vorhat, sich bei der Fürsorge zu melden. Der Mann würde in eine Bar gehen, einen Drink bestellen und dann in einer Telefonzelle verschwinden, um seinen Partner anzurufen. Den er die ganze Zeit im Knast mit seinem Schweigen geschützt hat und von dem er nun zumindest zwei Dinge erwartet: Respekt und Dank für die Loyalität und seinen Anteil an der gemeinsamen Beute. Er würde den Hörer auflegen, an dem Drink nippen und in einen 66er Plymouth Fury steigen… Aber das alles ist passé und vorbei. Weder Anerkennung widerfährt Trojan, als er wieder draußen ist, noch scheint sein alter Kumpan Bauer in der Stimmung zu sein, Trojan dessen Anteil zu gönnen. Auch Hüte werden keine getragen, kein Plymouth angelassen, von einer Telefonzelle ganz zu schweigen. Dabei würden derartige Insignien gut zu Trojan passen, der am liebsten allein arbeitet, allen misstraut und der auch gut daran tut. Einmal Samurai - immer Samurai. Statt dessen hetzt Bauer gleich zwei Leute auf ihn los. Aber Trojan ist auf der Hut. Auch vor dem korrupten Schnüffler, einem spielsüchtigen Bullen, der Trojan richtig eingeschätzt hat und der dabei sein will, wenn der sein erstes Ding dreht. Abziehen will er ihn, nicht einlochen. Man merkt sofort, hier geraten alle gemeinsam auf die schiefe Bahn und der Zuschauer liegt durchaus richtig, wenn er bei diesem Katz und Maus Spiel seine Sympathie ganz allein der mit Speck geladenen Falle schenkt. Weil der minutiös geplante Überfall auf den Geldtransport, die mit Raureif bedeckten Dialoge und die Tatsache, dass sich offensichtlich alle Beteiligten am Ende im roten Kreis wieder finden werden, zusammen genommen, für den Zuschauer dieses Krimis die Beute ausmachen. Mehr gibt es nicht zu holen in dieser gnadenlos karg inszenierten Ode an das Genre außer der schlichten Schönheit des Scheiterns.
Buch: Thomas Arslan
Regie: Thomas Arslan
Darsteller: Misel Maticevic, Uwe Bohm, Rainer Bock, Karoline Eichhorn, Peter Kurth, David Scheller, Hanns Zischler
Kamera: Reinhold Vorschneider
Musik: Geir Jenssen
Produktion: Schramm Film Koerner & Weber, ZDF, Florian Koerner von Gustorf
Bundesstart: 07.10.2010
Start in Dresden: 07.10.2010
FSK: ab 12 Jahren