Selbstgespräche

Kennen Sie das nicht auch? Wenn man verärgert über die Unterbrechung der Büroarbeit oder des gemeinsamen familiären Abendessens durch einen Anrufer ist, der einem was verkaufen möchte oder bestenfalls eine Umfrage zum mitteldeutschen Kaufverhalten loswerden will? Ja, aber haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum dieser Anrufer dieser Tätigkeit nachgeht oder wie es ihm dabei so geht? Der junge Regisseur André Erkau weiß, wovon er erzählt. Um sein Studium zu finanzieren, hat er zwei Jahre lang in einem Callcenter Ferienhäuser an junge Familien vermietet. Er fühlte sich nicht schlecht dabei, denn die Verkaufsquote heiligte die Mittel. In seinem Spielfilm-Debüt wirft er einen liebevollen Blick auf Sascha, den verkannten Showmaster, auf Marie, die allein erziehende Architektin und Adrian, den schüchternen jungen Mann, der noch bei seinem Vater wohnt. Ihre Wege hätten sich nie gekreuzt, säßen sie nicht zufällig in drei nebeneinander liegenden Telefonboxen eines Callcenters. Motiviert werden sie von ihrem Chef Richard Harms, gespielt von August Zirner. Das Leben des 44-Jährigen ist das Callcenter. Doch sein Privatleben liegt in Scherben. Auch unbeholfene Versuche, die Ehe mit seiner Frau durch einen gemeinsamen Tanzkurs zu retten, scheitern.
Humorvoll wird die Tragik im Alltäglichen beleuchtet, gespickt mit Wortwitz und bissigen Dialogen. Selbst Günter Wallraff ließ sich zu einem Gastauftritt überreden, da er sich zur Entstehungszeit des Filmes aktuell mit Callcentern und Kritik an diesen Arbeits- und Kommunikationsstätten beschäftigte.