Der schwebende Schritt des Storches

Drama, Frankreich/Griechenland/Schweiz/Italien 1991, 140 min

Seine Recherchen führen einen Journalisten in eine skurrile Stadt: Sie wird „Warteraum“ genannt, denn der Fluss, der sie teilt, bildet die Grenze zwischen zwei Staaten. Und die Mehrzahl der Einwohner sind Reisende, die vor ihrer bisherigen Existenz flohen und auf ein neues Leben auf der anderen Seite hoffen. Sie verharren im Niemandsland zwischen Resignation und Erwartung. Der junge Journalist glaubt, in einem älteren Mann einen vor Jahren nach heftiger Kritik am Establishment verschwundenen Politiker zu erkennen. Es gelingt ihm, die frühere Frau des Verschwundenen in das Dorf zu locken, um sie mit dem Verschwundenen in seinem inneren Exil vor laufender Kamera zu konfrontieren…
Angelopoulos’ Film zur Lage Europas Anfang der 90er mit ihrem angehaltenen Atem und geschichtlichen Stillstand erzählt von einem Politiker, der seine Welt verlassen hat, um sich an der Nordgrenze Griechenlands unter die Asylsuchenden zu mischen und ein ganz anderer zu werden. Ist er noch ein- und derselbe? Die Frage wird nebensächlich. Gefragt wird stattdessen nach der kollektiven Identität, nach dem Traum, den alle träumen sollten und ohne den es kein Herauskommen aus dem derzeitigen Zustand gibt. Es bleibt offen, ob er nicht erkannt werden will oder ein Gestrandeter unter anderen ist. „Wie viele Grenzen müssen wir überwinden, bis wir daheim sind?“ fragt Mastroianni im Film - eine der zentralen Fragen unserer Zeit.