Insider

Drama, USA 1999, 150 min

Derzeit laufen in den USA Sammelprozesse gegen die Tabakindustrie. Es geht um Schadenersatz und dies bei einem Umsatz von $246 Billionen per Anno. Man kann sich vorstellen, dass bei solchen Kämpfen keine Regeln mehr beachtet werden. Insider ist ein unheimlich genau recherchierter Film über Macht und ihre Strukturen. Er ist so genau, dass sogar real existierende Firmennamen im Film genannt werden können, ohne dass irgendwelche juristischen Querelen befürchtet werden müssen. Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Michael Mann hat diesen Stoff nach einem „Vanity Fair“-Artikel von Marie Brenner für das Kino bearbeitet und dabei Erstaunliches geleistet. Er benutzt, wie schon in der »Der letzte Mohikaner«, die Techniken, die James Fenimor Cooper’s Lederstrumpferzählungen zum Erfolg machten. Ausgehend von der Tatsache, dass nichts so verrückt und bescheuert ist wie die Realität, bringt er 150 Minuten pure Spannung auf die Leinwand: Der gefeuerter Forschungsleiter eines Zigarettenkonzerns offenbart einem Nachrichtenmagazin skandalöse und illegale Praktiken seines Arbeitgebers. Im Folgenden machen er und ein Journalist sich um die Wahrheit, die ansonsten ja nie im Fernsehen verkündet wird, geschweige denn in der Zeitung steht, verdient. Als der Sender aus Angst vor einer Verleumdungsklage den fertigen Beitrag zurückhält, bricht die Welt des Wissenschaftlers Dr. Wigand (Russel Glowe) zusammen. Er bekommt Morddrohungen, wird von seiner Frau verlassen, schließlich denkt er an Selbstmord. Nebenbei: Die schlechte Rolle der Mrs. Wigand ist mit Diane Venora gut besetzt. Als alles schon gelaufen scheint, setzt sich der Produzent des Nachrichtenmagazins Lowell Bergman (Al Pacino) für Dr. Weigand und seine eigene Sendung ein. Dies klingt ein bisschen nach simpler Reportergeschichte, nach Enthüllungsjournalismus und ist es auch, aber wie es gemacht wurde, wie Mann unterschiedliche Charaktere und Stimmungen gegeneinandersetzt, und daraus resultierende Reibungen wieder auflöst, hätte durchaus einen OSCAR verdient. Nominiert war der Film für sieben. Wie das eben so ist, im Leben.