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Tommaso und der Tanz der Geister

Drama, Italien/Großbritannien/USA/Griechenland 2019, 117 min

Filmregisseur Tommaso (Willem Dafoe) lebt mit der mindestens 20 Jahre jüngeren Nikki (Cristina Chiriac) und der gemeinsamen, noch recht kleinen Tochter Deedee in Rom. Er versucht, in einem normalen Familienalltag aufzugehen und die Geister der Vergangenheit loszuwerden oder wenigstens in Schach zu halten - seine Heroinabhängigkeit und die Erinnerungen an die Exzesse. Tommaso hat sich einen Schutzwall installiert. Regelmäßige Treffen mit einer Selbsthilfegruppe ehemaliger Suchtkranker, Yoga-Stunden, viel Quality Time mit Deedee. Unter der Sucht hat auch seine Arbeit gelitten, es gab eine lange Pause. Nun arbeitet er an einem neuen, sehr ambitionierten Film, versucht Gelder zu beschaffen und wird mit den Zweifeln möglicher Produzenten konfrontiert, die nicht mehr recht an seine künstlerische Potenz glauben. Extremer künstlerischer Ehrgeiz gepaart mit Selbstzweifeln, verstärkt seine Dünnhäutigkeit. Hinzu kommt Eifersucht, hat Nikki einen Liebhaber? Seine mühsam stabilisierte Psyche hält dem Druck nicht stand, es kommt zur Entladung.
Kultfilmregisseur Abel Ferrara (»Bad Lieutenant«) lässt Willem Dafoe als sein Alter Ego antreten, Nikki und Deedee werden von Ferraras Frau und Tochter gespielt, die römische Wohnung in der gedreht wurde, ist seine eigene. Die autobiografischen Bezüge sind überdeutlich, die Fiktion trägt dokumentarische Züge. Wie Pedro Almodovar mit »Leid und Herrlichkeit« zieht Abel Ferrara in »Tommaso und der Tanz der Geister« Bilanz über sein Leben. Willem Dafoe, der gerade einen phantastischen Lauf hat, verblüfft aufs Neue mit seiner schier unendlichen Differenzierungs- und Wandlungsfähigkeit.
Grit Dora