Adoption

Drama, Ungarn 1975, 89 min

»Adoption«, Márta Mészáros, Ungarn. Als im Jahr 1976 auf der Berlinale der „Goldene Bär“ für den besten Film verliehen wurde, kam das einer Sensation gleich: Als erste Frau überhaupt auf diesem Festival erhielt die ungarische Regisseurin Márta Mészáros diese Trophäe für ihren Film »Adoption«.
»Adoption« erzählt vom unspektakulären Leben der Arbeiterin Kata, die, Anfang Vierzig, noch immer allein lebt, seit Jahren ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann hat, der sich nicht von seiner Familie trennen will. Kata möchte unbedingt ein Kind, stößt aber mit ihrem Wunsch bei ihrem Freund auf absolute Ablehnung. Durch die Freundschaft zu einem jungen Mädchen erwächst in ihr der Mut, sich einem Singledasein zu stellen und letztlich ein Kind, allen bürokratischen Hürden zum Trotz, zu adoptieren.
Der Film ist der erste Teil einer Filmtrilogie, die sich mit den Themen Mütterlichkeit und Beziehungen von Frauen zueinander und zu ihren Partnern auseinandersetzt, wobei eine genaue Kenntnis des Milieus ihrer Protagonistinnen und das behutsame Offenlegen seelischer Befindlichkeiten bestechen.
Mészáros wuchs in der Sowjetunion auf. Ihr Vater, ein ungarischer Kommunist, fiel 1938 den stalinistischen „Säuberungsaktionen“ zum Opfer. Zeitig Waise, wurde sie von einer ungarischen Ziehmutter groß gezogen. Nach einem Regiestudium an der Moskauer Filmhochschule kehrte sie nach Ungarn zurück und war erst im Dokumentarfilm, dann nur noch im Spielfilm tätig, wo sie immer wieder ihr eigenes wie auch familiäres Schicksal thematisierte. Ihre Filme wurden so zu künstlerisch eindrucksvollen Dokumenten der wechselvollen ungarischen Geschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.