TRAILER

Gelobt sei Gott

Drama, Frankreich/Belgien 2019, 138 min

Der Schock sitzt tief bei Alexandre (Melvil Poupaud), als er seinem einstigen Peiniger gegenübersteht und sich fragt, wieso der zigfach pädophil straffällig gewordene Pater Preynat (Bernard Verley) noch immer in Amt und Würden sein darf und wieso er noch immer mit Kindern zusammen arbeitet. Mit einem Schreiben wendet sich Alexandre an Kardinal Barbarin (François Marthouret) und selbst wenn dieser, oder gar Papst Franziskus, ganz öffentlich Pädophilie verurteilen, muss dies noch nicht bedeuten, dass sie sich auch in der Lage sehen, etwas dagegen zu unternehmen. Es ist eine bittere Erkenntnis, welche Alexandre hier bei seiner langwierigen Bittstellerei erfahren muss. Ein Brief folgt dem nächsten. Der gläubige Katholik und Familienvater läuft von Pontius zu Pilatus, um für das Unfassbare eine Erklärung, und mehr noch, um Genugtuung zu erlangen. Mittlerweile sind ihm mehrere Leidensgenossen bekannt, und mit ihnen gemeinsam möchte Alexandre erreichen, dass wenigstens anderen Kindern solches Schicksal erspart bleibt. Doch selbst als er von der kirchlichen Ignoranz die Nase voll hat und eine Klage bei Gericht einzureichen versucht, klopft er an viele Türen vergeblich. Die bürgerliche Familienfassade von Lyon, die göttliche Ordnung der katholischen Gemeinde, schrecken eher vor einer Beschuldigung zurück und zischen angewidert, jene Männer sollten doch endlich Ruhe geben… Mitten in diesen grässlichen Opportunismus hinein platzt Kardinal Barbarin, der eine Pressekonferenz mit den Worten »grâce à Dieu tous ses faits sont prescrits« in die Luft sprengt; Gott sei Dank seien alle seine Taten verjährt. Also stürmt François Ozon mit blank gezogenem Schwert in den Tempel und fragt, was sich jeder vernünftige Mensch fragt. Was ist das für ein armseliges Rechtsempfinden seitens der katholischen Kirche bei solcherart falsch verstandener Nächstenliebe? Und wie kann es sein, dass die Anwälte jenes Paters die Aufführung des preisgekrönten Filmes in Frankreich untersagen lassen wollten, weil es keine rechtskräftige Verurteilung gab, und also die Unschuldsvermutung zu gelten habe? Oh, mein Gott, gib mir Fassung!
Alpa Kino