Nanouk
Unendliche weiße Weite. Sie nimmt die ganze Leinwand ein. Und Stille. Unendliche Stille. Das ist im Groben das, was den Film »Nanouk« vom bulgarischen Regisseur und Drehbuchautor Milko Lazarov ausmacht. Und doch wäre das zu kurz gefasst. Denn da sind auch noch Nanouk und Sedna, die mit ihrem Schlittenhund in einer Jurte irgendwo im Nirgendwo leben. Irgendwo in der Nähe eines riesigen Lochs - der Diamantmine Udatschnaja im Westen von Jakutien. Das monströse Loch, es bildet am Ende des Films den Widerpart zur weiten Landschaft. Es symbolisiert den Eingriff des Menschen in die Natur. Nanouk und Sedna aber leben im Einklang mit der Natur. Doch die verändert sich. Die Rentiere sind verschwunden. Andere Tiere verenden aus mysteriösen Gründen. Das Überleben in dieser kargen Umgebung wird immer schwieriger. Schließlich entscheidet Nanouk, Tochter Ága in der Diamantmine zu besuchen. Milko Lazarov konstruiert diese Figuren als letzte Familie auf Erden. Und die versteht sich quasi blind. Die Dialoge sind aufs Nötigste reduziert, selbst Mimik und Gestik werden spärlich eingesetzt. Trotzdem spürt man Liebe, Wärme und Geborgenheit als Gegensatz zur eisigen Kälte um sie herum. Wenn man dem Film etwas vorwerfen will, dann höchstens, dass der Look und der Verlauf der Geschichte berechenbar sind. Die Entschleunigung funktioniert trotzdem - oder gerade deswegen.
Nadine Faust
Buch: Milko Lazarov, Simeon Ventsislavov
Regie: Milko Lazarov
Darsteller: Michail Aprosimow, Feodosia Iwanowa, Galina Tichonowa, Sergej Egorow, Afanasij Kjulaew
Kamera: Kaloyan Bozhilov
Musik: Penka Kouneva
Produktion: Red Carpet, 42film, Arizona Productions, BNT, ZDF, Arte, Veselka Kiryakova, Eike Goreczka, Christoph Kukula, Guillaume de Seille, Sardana Savvina, Lyubov Borisova
Bundesstart: 18.10.2018
Start in Dresden: 18.10.2018
FSK: ab 6 Jahren