Am Strand

Einen kurzen Film über die Liebe zu drehen, ihn an den Anfang der gebührlich zugeknöpften Sechziger Jahre zu verlegen, nach England, und in den Mittelpunkt der Handlung nichts weiter zu stellen als die Schwierigkeiten eines jungen Paares mit dem Vollzug der Hochzeitsnacht, dieser Aufwand klingt aus heutiger Sicht vielleicht etwas versnobt. Die Wirklichkeit war aber oft genug viel dramatischer. Florence (Saoirse Ronan) und Edward (Billy Howle) sind als frischgebackenes Ehepaar an die See geeilt, um sich in die Flitterwochen zu stürzen. Bis hierhin, so zeigen die munteren Rückblenden, ging alles gut. Das behütete Mädchen darf sich mit dem Jungen ihrer Wahl treffen, der ihre Aufmerksamkeit dadurch erlangt, dass er nicht so ist wie all die anderen Kerle. Seine Mittelklasse-Herkunft gilt selbst für die aufgeblasene Philosophieprofessorin (Emily Watson) und Mutter von Florence irgendwann als akzeptabel. Steht ihrem Sonnenschein doch eine glänzende Karriere als Violinistin bevor. Einen angehenden Autor zu heiraten, sollte da nicht schaden. Also schmiegen sich zwei, die gut zueinander passen, die meiste Zeit zärtlich aneinander. Und vermeiden es tunlichst, ganz gemäß dem Zeitgeist, über ihre Ängste zu reden. Während es bei Edward in Anführungsstrichen vielleicht nur Angst vor dem sexuellen Versagen ist, gründen sich die Skrupel seiner jungen Frau ganz augenscheinlich auf ein traumatisches Erlebnis aus ihrer Jugend. Und so quälen sich die jungen Leute mit zittrigem Humor durch den Tag am Strand und das Abendessen, an dessen Ende sie die dumpfe Prüfungsangst einer Hochzeitsnacht erwartet.
Alpa Kino