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In Zeiten des abnehmenden Lichts

Drama/Tragikomödie, Deutschland 2017, 101 min

Die Geschichte kümmert sich einen Dreck um ihre Helden, sie marschiert einfach weiter. Powileit müsste es eigentlich wissen. So wie der Altstalinist und verdiente Genosse des Volkes Wilhelm Powileit (Bruno Ganz) an seinem 90. Geburtstag, des immer gleichen sozialistischen Ganges seit Langem überdrüssig, in seiner Villa hockt, die einmal einem Nazibonzen gehörte. Draußen wütet die Konterrevolution, 1989 im Herbst, diesmal mit russischen Reformen. Drinnen fürchtet sich Genosse Powileit davor, von seiner Frau vergiftet zu werden. Ein letztes Mal wird er alles über sich ergehen lassen. Er weiß es, er ist ja nicht plemplem. Dass der Enkelsohn Sascha (Alexander Fehling), den er mehr liebt als den eigenen Stiefsohn Kurt (Sylvester Groth), in der Nacht vor der Feier die Republik Richtung Westen verlassen hat, soll so lange wie möglich vor dem Jubilar verheimlicht werden. Powileit hasst Menschen, die in diesen Zeiten solch nichtsnutzige Kinder in ihrer Familie haben. Saschas Mutter Irina (Evgenia Dodina) nimmt ein paar Gläser Wodka und torpediert die ganze potemkinsche Veranstaltung. Wo andere Phrasen und Orden verschenken, sagt sie die Wahrheit; wer seine Kinder verliert, verliert die Zukunft.
Regisseur Matti Geschonnek und Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase handeln die Agonie des Gesellschaftssystems am Zerfall einer Familie ab. Sie destillieren dabei aus Eugen Ruges Generationen-Roman all jene Figuren und Fabeln, die sich an einem 90. Geburtstag zusammenführen lassen. Schmerzlich überlagern sich dabei die Lügen vom Anfang der DDR mit denen von ihrem Ende. Und doch geht alles irgendwie weiter. Denn die Geschichte kümmert sich einen Dreck um Wahrheit oder Lüge, sie marschiert einfach voran.
Alpa Kino