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Parchim International

Dokumentation, Deutschland 2016, 89 min

… nimmt sich jetzt nicht so viel von der Eigenbeschreibung des Airport Dresden International, von dem man, wenn man es nicht besser wüsste, allein durch das englisch gesprochene international, annehmen müsste, dass hier schwerst die Passagier- und Logistikpost abgehen würde. Möchte man von Dresden aber mal so richtig in die Welt, dient der alte Flughafen Klotzsche jedoch meist nur dazu, Menschen zu den wirklich internationalen Flughäfen zu bringen, von denen man in die Welt gelangt.
Um so bizarrer mutet der Filmtitel dieser bemerkenswert interessanten Dokumentation an, in der es zu meinem Erstaunen über den bei Parchim tatsächlich existierenden Flughafen selben Namens geht, der einst 1937 von der Wehrmacht erbaut wurde. Nun liegt Parchim, Einheimische mögen mir vergeben, so ziemlich am westlichen Pampa-Arsch McPomms. Einziger Vorteil, Anbindung an den Schienenverkehr, Autobahnanschluss Berlin-Hamburg und eine gar 150m längere Start- und Landebahn als Draysden Internäschonell. Ich meine, da muss doch was gehen, meinte auch der wohlbetuchte Herr Jonathan Pang aus China und kaufte den alten Militärflughafen der Stadt ab. Nun fragt man sich wohl zu recht, was einen chinesischen Geschäftsmann dazu treibt, 30 Millionen Euro für solch einen Dorfflugplatz auszugeben? Zum einen offensichtlich, die Vorteile der bereits erwähnten verkehrstechnischen Anbindungen, die flächenmäßigen Ausmaße und schlussendlich ein nicht existierendes Nachtflugverbot, was ihm im Falle von Auftraggebern einen enormen Vorteil gegenüber Hamburg und Berlin bescheren würde. Und schon visioniert Herr Pang über eine internationale Drehscheibe des Flugfrachtverkehrs zwischen China, Europa, Afrika und Feuerland-Mitte, „Parchim Airport City“. Shops, Hotels, bis zu 10 Millionen Beschäftigte und, hast Du nicht gesehen, Parchim ein neues Zentrum der Globalisierung!
Doch die Realität hält einen auf Stelzen stehenden Container bereit, der als provisorischer Tower dient und auf dem Tag und Nacht ein Positionsscheinwerfer quietschend seine Runden dreht, während die Feldhasen gemütlich über die Piste hoppeln und sich die Belegschaft, die des Englischen nicht mächtig ist, auf dem Vorfeld Gute Nacht sagt. Über sieben Jahre begleiteten der Regisseur Stefan Eberlein und Kameramann Manuel Fenn das Projekt und Investor Jonathan Pang auf dem Weg seiner Visionen, durch die dunklen Schluchten der provinziellen Bürokratie, die tragikomische und bittere Einblicke in die skurrile Realität des Kapitalismus geben. Die reale Geschichte eines Visionärs, der unbeirrt seine Ideen in die Welt der Logistik zu tragen versucht. Provinzposse und Culture-Clash-Comedy mit Tiefgang zwischen Parchim und Peking (www.parchim-airport.com).

Buch: Stefan Eberlein

Regie: Stefan Eberlein, Manuel Fenn

Kamera: Manuel Fenn

Produktion: Lemme Film, NDR

Bundesstart: 19.05.2016

Start in Dresden: 19.05.2016

FSK: o.A.