Die Yes Men - Jetzt wird’s persönlich

Dokumentation, USA 2014, 92 min

Sie imitierten und blamierten zu Georg Bushs Zeiten die website des Weißen Hauses, fungierten als offizielle Ansprechpartner für die WTO und erklärten diese für aufgelöst, sie erschienen 300 Mio BBC World Zuschauern als Sprecher von Dow Chemical und verkündeten, dass den Opfern von Bhopal nach 20 Jahren endlich Gerechtigkeit widerfahren solle… und in den vergangenen Jahren rackerten Jacques Servin und Igor Vamos alias Andy Bichlbaum und Mike Bonanno wie wild, um die Klimakatastrophe ein für alle Mal abzuschaffen. Dass es zur dritten Auflage ihres köstlichen Weltverbesserungs-Doku-Projektes kommen würde, schien klar und logisch. Wenn du dich einmal in Firmenvorstände hinein gelogen hast, auf Kongresse geschmuggelt oder geradezu euphorisch dazu eingeladen wurdest, Hitlers Wirtschaftspolitik zu feiern, dann ermuntert dich neben der erdrückenden Unzulänglichkeit dieser Welt auch noch die himmelschreiende Ignoranz und vor allem die saublöde Des-Kaisers-Neue-Kleider-Mentalität der ach so gewaltigen und wichtigen CEO's dieser Welt. Neuerdings kommt die dummfreche Faulheit der Presse noch dazu. Die für Projekte wie die Yes Men alles hinausposaunen, was ihnen zugezwitschert wird. Obwohl die beiden Aktivisten bereits ein wenig in die Jahre gekommen sind, gilt nach wie vor ihre Prämisse „If you don't - who will?“. Seit 20 Jahren machen sie den modernen Eulenspiegel und erzwingen durch immer währende Zustimmung (The Yes Men), dass die zerstörerischen Attribute dieser Gesellschaft so lauthals wiedergegeben werden und es selbst die Ignorantesten hören müssen. Auch ein wenig einfühlsam zeigt dieser aktuelle Streifen, welch großen Preis man für ein engagiertes Leben zahlen muss. Viele Beziehungen litten, Freunde standen zurück und Kraft wurde verschwendet. Gerade im Kampf gegen die Windmühlen der Klimakatastrophenverweigerer. Und jetzt, wo Igor Vamos zum dritten Mal Vater wird, beschleicht ihn langsam das Gefühl, die jüngeren Eulen könnten flügge werden und ruhig mal die Arbeit am Spiegel übernehmen.
alpa kino