Die Jahreszeit des Glücks

Komödie, Tschechische Republik/Deutschland 2005, 106 min

Könnte man die Liebe in ein Bündel wickeln und davontragen wie in dem alten Zigeunerlied, die Welt wäre vermutlich nicht wirklich schöner und leichter zu ertragen. Womöglich würde das Glück nach Amerika auswandern und zurück bliebe nur Tonik, der mit seiner Tante auf dem verfallenen Grundstück seines Großvaters haust, am Rande einer tschechischen Industriestadt. Dort repariert er Autos und flucht auf das kaputte Dach, doch verkaufen will er das Land nicht. Er hängt an Großvaters Hof und er liebt Monika. Sie und Tonik kennen sich seit Jahren. Sie wohnt bei ihren Eltern in einem heruntergekommenen Neubaublock und hilft mit ihrem kleinen Einkommen der Freundin Dascha bei deren Existenznot. Dascha hat zwei Kinder, keine Arbeit und ein hoffnungsloses Verhältnis mit einem verheirateten Mann. Ihr gelingt nicht einmal das Patchwork als Leben. Während sich Monikas Vater niemanden sehnlicher als Tonik zum Schwiegersohn wünscht, soll Monika auf Mutters Betreiben ebenfalls nach Amerika gehen. Dort arbeitet bereits ihr Freund.
In Bohdan Slámas neuem Film brauchen die Dinge erst eine Weile, bis sie sich ihren Platz suchen. Gerade als es danach aussieht, als reiche Daschas Kraft nicht mehr zum Leben, sie landet in einer Klinik, ergibt mit einem Mal alles einen Sinn. Monika und Tonik kümmern sich fortan um Daschas Kinder und die verzweifelte Suche weicht einem kurzen Glück. Zusammen mit Toniks Tante sind sie wie eine richtige Familie. Den trostlosen Hof füllt plötzlich Leben. Tonik klotzt ran, baut ein großes Bad mit Whirlpool und ohne es zu merken, beginnen sie zaghafte Wurzeln zu schlagen. Ohne es zu merken und noch ganz ohne es zu wollen. Und noch ohne zu wissen, ob diese Wurzeln die glückliche Jahrezeit überdauern können. Als Dascha unvermittelt auftaucht und ihre Kinder abholt, weht ein kühler Hauch nicht nur durchs Kino. Auch Monika muss sich entscheiden, denn ihr Freund ist aus Amerika gekommen, vermutlich, um sie endlich einzuwickeln und davonzutragen.
C. Fredo

Buch: Bohdan Sláma

Regie: Bohdan Sláma

Darsteller: Pavel Liska, Tatiana Vilhelmova, Anna Geislerová, Marek Daniel, Bolek Polivka, Simona Stasova, Martin Huba, Zuzana Kronerova

Kamera: Divis Mare

Musik: Leonid Soybelman

Produktion: Viktor Schwarz, Pavel Strnad

Bundesstart: 20.04.2006

Start in Dresden: 20.04.2006

FSK: ab 12 Jahren