Borgman

Thriller, Niederlande/Belgien/Dänemark 2013, 113 min

Trotz einiger sehr starker, bissiger und sozialkritischer Filme (»Die letzten Tage der Emma Blank« (2009), »Little Tony« (1998)) wurde der Niederländer Alex van Warmerdam kaum von der Öffentlichkeit wahrgenommen, bis er letztes Jahr mit »Borgman« in Cannes auftauchte. Auch sein Hauptdarsteller und Gleichgesinnter Jan Bijvoet ist bislang nur in den Niederlanden als hintersinniger Satiriker bekannt. In diesem merkwürdigen Black-Comedy-Thriller spielt er Borgman, einen Treibenden, der im Wald unter der Erde Zuflucht gefunden hat und tatsächlich aus der Unterwelt entsprungen zu sein scheint. Aus nicht geklärten Gründen wird er von Häschern aufgespürt und flieht in die Zivilisation. Hier erscheint er als zugewucherter Landstreicher vor der Haustür einer wohlhabenden Familie am Rande der Stadt, wo er vom Vater statt des erbetenen Bades eins auf die Nase bekommt, von der mitleidigen Mutter aber im Garten versteckt wird und, mit der nötigen Kenntnis der Familienverhältnisse, einen bösartigen Plan schmieden kann. Mit einem gepflegten Äußeren kehrt er zurück zur Haustür und wird diesmal freundlich vom Vater empfangen und als Gärtner eingestellt. Einmal ins Haus eingeladen, kann er sein böses Spiel treiben und die Scheinheiligkeit der bürgerlichen Welt entblößen.
»Borgman« ist böse und witzig zugleich, Deadpan erhält Einzug in den Home-Invasion-Thriller, Metaphysik trifft Surrealismus, die deutlichen Einflüsse gehen von den düsteren Märchen der Gebrüder Grimm über Ingmar Bergman (»Wie in einem Spiegel«) zu Michael Haneke (»Funny Games«) - es ist schwer, diesen Film in entsprechender Weise zu kategorisieren. Bleibt zu hoffen, dass er genug Aufmerksamkeit bekommt und wir in Zukunft mehr von Alex van Warmerdam sehen werden.
Felix