22. Oktober 2021

Zum Tod von Zeichentrickregisseur Lutz Stützner

Lutz Stützner verkörperte wie kein anderer den Übergang aus dem DEFA-Studios für Trickfilme Dresden in die heutige Zeit. Am 6. September 2021 verstarb er plötzlich und unerwartet.
Zum Tod von Zeichentrickregisseur Lutz Stützner

Plötzlich und unerwartet verstarb am 6. September 2021 der Dresdner Trickfilmer Lutz Stützner. 

Lutz Stützner verkörperte wie kein anderer den Übergang aus dem DEFA-Studios für Trickfilme Dresden in die heutige Zeit – von der klassischen Animation zum computergestützten modernen Animationsfilm für Kino und TV. Parallel dazu pflegte er aktiv das Erbe des Studios unter anderem als Vorstandes des Deutschen Instituts für Animationsfilm (DIAF) und sorgte mit zahlreichen Kooperation mit Festivals und Filmverbänden für eine zeitgemäße Fortführung der Traditionen des DEFA-Studios. 

Dem Gründungsmitglied und zuletzt ersten Vorsitzenden des Vorstandes verdankt das DIAF einen Großteil seines heutigen Bestandes, denn Lutz Stützner war es unter anderem, der 1992 den künstlerischen Nachlass der Produktionsstätte in Form von Puppen, Zeichenfolien, Entwurfszeichnungen, Fotos und Dokumenten des abgewickelten Studios rettete und damit den Grundstein für die Sammlung des DIAF legte.

Geboren 1957 in Königsbrück, absolvierte Lutz Stützner zunächst eine Berufsausbildung als Dekorateur/Gebrauchswerber mit Spezialisierung Plakatmaler (bis 1975), wodurch er in Kontakt mit dem damaligen künstlerischen Leiter des DEFA-Studios für Trickfilme, Otto Gerd Müller, kam, der ihn dazu ermunterte, sich zu bewerben. Dort arbeitete er zunächst als Volontär und Zwischenphasenzeichner und stieg nach seinem Wehrdienst (1978/79) zum Animator auf. Parallel zu seiner Arbeit studierte er Gebrauchsgrafik an der Fachschule für Werbung und Gestaltung Berlin (1979–82). Im Anschluss war er in wechselnder Funktion als Animator, Gestalter, Autor und Regisseur bis zur Schließung des Dresdner Studios tätig, welches er 1992 als letzter Animator verließ.

Zu seinen bekanntesten Filmen dieser Zeit gehören die »Mausi und Kilo-Reihe« (1986–89), »Die Panne« (1988) und »Inselwitz« (1990). Seine Kurzfilme »Konsequenz« (1987) und »Monument« (1989) wurden für die Retrospektive „Rebels with a Cause“ ausgewählt, die 2005 ihre Premiere im New Yorker Museum of Modern Art feierte.

Im Anschluss war Lutz Stützner für verschiedene Trickfilmstudios tätig, darunter ILFO-Film-Music, Studio 88 und MotionWorks, wo er unter anderem an »Der kleine König Macius« (Serie 1998–2007, Film 2007), »Der kleine Eisbär« (2001), »Die Hexe und der Weihnachtsmann« (Ein Weihnachtsmärchen, 1994) und »Die Abenteuer des jungen Marco Polo« (2013–18) arbeitete.

Nebenbei betätigte sich Lutz Stützner als Comiczeichner und Designer von Werbefiguren: So stammen die Comic-Reihe „Oswin“ (1990–2003 in der Sächsischen Zeitung, 1998 als Buch erschienen) sowie das Dixieland-Nilpferd, der Bio-Wetter-Wuschel des MDR und zuletzt eine Affenbande für die Porzellanmanufaktur Meißen aus seiner Feder.

Neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für das DIAF war Lutz Stützner auch als Vorstandsmitglied und Zeichentricklehrer beim Fantasia Dresden e. V. aktiv: Gegründet im Jahr 2000, führt die Trickfilmschule kreative junge Leute in regelmäßig Kursen und dem jährlich stattfindenden internationalen Workshop ANIMA an die Herstellung von Animationsfilmen heran.

Till Grahl/Andrej Krabbe

 

Foto: 13.08.2021 Technische Sammlungen Dresden, Ausstellungseröffnung KURT WEILER- Die Sammlung des Deutschen Instituts für Animationsfilm, DIAF, Animationsfilmer des 20. Jahrhunderts

© Steffen Füssel