Sonntag, 14.September 18:00 Programmkino Ost

Kino Kontrovers 2: Das komplizierte Verhältnis zu Russland. im Gespräch mit Prof. Jörg Baberowski, Historiker

Die Sonne, die uns täuscht

Drama, Russland 1994, 135 min

Ein heißer Sommertag irgendwo auf dem russischen Land. Man schreibt das Jahr 1936 und alles nimmt - wie gewohnt - seinen sozialistischen Gang. Die jungen Pioniere ziehen singend durch die Gegend, und die Bauern sind in hellem Aufruhr, da ein Manöver ihre Felder zu verwüsten droht. Jetzt kann nur noch einer helfen, Sergej Kotow, ein hoher Offizier und Revolutionsheld, der mit Töchterchen Nadja, der jungen Ehefrau Maroussia und einem leicht chaotischen Hausstand in der nahegelegenen Datscha seinem verdienten freien Tag frönt. Kotow regelt die Angelegenheit auf seine gewohnt leutselig-hemdsärmelige Art, dann geht er zur Tagesordnung über, dem süßen Nichtstun, dem Spiel mit Nadja, dem Turteln mit der hübschen Frau.
Und doch wird dieser Tag, den die Sowjetmacht der Luftschifffahrt gewidmet hat, in die Geschichtsbücher eingehen und das Leben von Millionen Sowjetbürgern nachhaltig verändern und zeichnen. Für die Kotows beginnt alles denkbar harmlos.
Ein Landstreicher kehrt in die Datscha ein, der sich nach kurzem Versteckspiel als der gutaussehende junge Mitja entpuppt. Maroussia freut sich, den Jugendfreund wiederzusehen. Gemeinsam verbringt man den Tag, geht zum See, musiziert, erzählt Geschichten, isst. Doch bereits im Laufe dieses harmonischen Erlebens zeigt Mitjas überaus freundliche Fassade die ersten Risse. Und später gibt Mitja seine wahren Absichten zu erkennen: er kommt vom Geheimdienst und soll Kolow in die Hauptstadt überführen; alles ist schon in die Wege geleitet, das Auto wird in wenigen Stunden eintreffen. Äußerst gelassen nimmt Kolow den Auftrag zur Kenntnis, und nun wird auch deutlich, dass die Männer sich seit Anfang der 20er Jahre kennen, seit der Zeit, als Mitja weißgardistische Gefährten an die Rotarmisten verriet. Das Auto trifft ein, ganz im Vertrauen auf den Genossen Stalin, dessen Durchwahl er hat, steigt Kolow ein, Nadja darf sogar bis zur nächsten Wegbiegung ""steuern"". Dann fährt Kolow seinem Martyrium entgegen, nun gar nicht mehr so sicher im Hinblick auf die schützende Hand des Sowjetführers.