Zuflucht nehmen
Häusliche Gewalt zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten. In Deutschland macht schätzungsweise jede vierte Frau einmal in ihrem Leben diese schreckliche Erfahrung. Die Zahlen sind tendenziell ansteigend.
Auch Lucía ist in ihrer Partnerschaft während des Corona-Lockdowns betroffen. Es dauert sehr lange, bis sie realisiert, was passiert und dass sie sich entschließt die Situation zu verlassen. Auch an den Schutz ihres Kindes muss sie jeden Tag denken. Nur durch starken Kraftaufwand und mit Hilfe der Berliner Anti-Gewalt-Projekte gelingt es ihr, eine gewaltfreie Perspektive für sich und ihre Tochter zu erarbeiten.
Die aktivistische Sozialarbeiterin Sabine kämpft schon seit Anfang der 1990er Jahre für den Ausbau von Schutzplätzen und Hilfsangeboten für gewaltbetroffene Frauen. Mit einer Freundin hat sie damals eine Beratungsstelle aufgebaut, die bis heute besteht und Frauen wie Lucía unterstützt - und zwar mit einer feministischen, parteilichen Haltung. Sie blickt zurück auf die politischen Forderungen der Vergangenheit, die den Forderungen der Gegenwart gar nicht unähnlich sind.
Die Protagonistinnen zeigen, dass verschiedene strukturelle Probleme die Situation von gewaltbetroffenen Frauen beeinflussen. Der Berliner Wohnungsmarkt spielt dabei eine zentrale Rolle. Er hat nicht nur einen Mangel an Schutzplätzen zur Folge, auf die gewaltbetroffene Frauen angewiesen sind. Ebenso geht damit der Verlust von bereits bestehenden Zufluchtsräumen infolge von Gentrifizierung durch Kündigungen, Mietsteigerungen und anderen Verdrängungsprozessen einher.
»Zuflucht nehmen« versucht, den Themenkomplex „Häusliche Gewalt“ in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen und gesellschaftliche Strukturen zu hinterfragen, die es erschweren, Gewaltbeziehungen zu verlassen.
Buch: Selina Höfner, Maximilian Feldmann
Regie: Selina Höfner
Kamera: Simona Bortolotti, Kai Liesegang
Produktion: Selina Höfner
Bundesstart:
Start in Dresden: