9. Juni 2011
Prinz Porno und Prinz Eisenherz

Cannes kann man groß und klein schreiben. Hier einige sinnreiche Wortspiele aus einschlägigen Frauenzeitschriften: „Filmfestspiele: Darauf cannes man sich freuen“ oder „So schön kann Cannes sein“.
Wer cannes der Cannes oder wie? Da kann man nur röcheln: »Catch Me If You Cannes«. Aber wer bin ich, über solche Drechseleien zu richten, ich, die ich die Croisette lange Zeit für ein zu scharf gebackenes Croissant gehalten habe. Außerdem soll es hier und heute nicht um Backwerk gehen, sondern um Haut und Haar, um die progressive Oberflächenbearbeitung mehr oder weniger prominenter Körper. Klare Sieger an der Outfit-Front des 64. Cannes-Jahrgangs waren nicht die üblichen Verdächtigen aus Übersee. Auch nicht die lässigen Französinnen.
Obwohl Ludivine Sagnier und Chiara Mastroianni fantastisch die französische Leichtigkeit des Seins demonstrierten. Sagnier etwa trug nur Löwenmähne und gute Laune. Was sie sonst anhatte, habe ich vergessen. Daneben sah die so verdammt amerikanische Courtney Love wie eine Knusperhexe im Seidenfähnchen auf. Doch Französinnen hin oder her, die modischen Trendsetter des Jahrgangs 2011waren Udo Kier und Andreas Dresen. Kier hatte sich in einen silberfarbenen, garantiert feuerfest wirkenden Anzug wickeln lassen – ein strahlender Prinz Porno. Glamour kommt eben von Glänzen. Très chic. Den Antipoden zu Hochglanz-Udo gab Andreas Dresen mit seiner ebenso zeitlosen wie untypischen Prinz Eisenherz-Frisur. Die perfekte Haartracht zur „Un Certain Regard“-Reihe. Ein Statement zum Understatement. Und so deutsch. Apropos deutsch: Lars von Trier, erhält eine lobende Erwähnung für die künstlerisch wertvollste Handbemalung (F-U-C-K) und das intellektuellste Brillenmodell. Zwei Worte zur Jury: Frau De Niro, also Grace Hightower, war das lässigste Accessoire am Handgelenk des großen alten Mannes. Ansonsten trug der bedeutend vor sich hin schweigende Bob Businesshemden in spießigen Hellblau-Tönen. Er hatte wohl keine Lust auf scharfe Brötchen und blieb lieber im Windschatten von »The Bride«. Hinter der turmhohen Uma kann sich ein ganzer Kerl ganz gut verstecken. Thurman kam nicht im traditionellen gelb-schwarz, sondern ging als strahlend weißer Versace-Schwan über den roten Teppich. Oder als blaue Lagune. Brangelina taten sich erstaunlich schwer mit dem Glamour-Faktor. Die Messlatte liegt eben hoch. Das verträumte kleine Tattoo am Oberarm von La Jolie interessierte kein Schwein. Es soll irgendwas mit Pitts Geburtsort zu tun haben und sieht aus wie ein verwischter Poststempel.
Möglich, dass Brad das peinlich war, denn er versuchte als Jeff Bridges Double durchzugehen. Nette Idee eigentlich, aber am Arm seiner eisern lächelnden Lady hatte er damit keine Chance. Anders herum war es bei Capitano Jack Sparrow: An Depps Arm (Depp wie immer mit juvenilen Silberringlein, neckischem Hütchen und dicker Fake-Brille aufgerüscht) hing als grau gefältelte Presswurst Penelope Cruz. Die Pein der falschen Kleiderwahl ließ sie nicht nur den Busen sondern auch die Lippen zusammenpressen. Lobende Erwähnung für Contenance und Körperbeherrschung.
Die Modewelt war in diesem optisch etwas schwachen Jahrgang auch vorhanden, ja. Jean Paul hatte sich kein neues Gesicht gaultiert, doch sein Matrosenleibchen wirkte besonders frisch gestärkt. Scharfer Kontrast das. Für einen Paukenschlag sorgte La Schiffer. Sie hatte sich ganz offensichtlich von »Night of the Living Dead« inspirieren lassen, zeigte viel Knochen und wenig Popo in schwarzen Spitzenflicken. Die Augen beunruhigend schwarz umrandet, das Haar so hell, die Lippen und Ärmchen so bleich. Ein sehr sehr blasses Brötchen, aber um Backwerk sollte es hier ja nicht gehen.
Ob George A. Romero die subtile Bewerbung versteht und Claudia die weibliche Hauptrolle in seinem nächsten Zombie-Film anbietet, bleibt abzuwarten. Ansonsten empfehlen wir ein Sequel von »The Mummy«.
Grit Dora
Foto aus »Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten«, „Der Depp und die Palme“ – so titelte die Süddeutsche Zeitung nach der Premiere von »Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten« in Cannes.
Wer cannes der Cannes oder wie? Da kann man nur röcheln: »Catch Me If You Cannes«. Aber wer bin ich, über solche Drechseleien zu richten, ich, die ich die Croisette lange Zeit für ein zu scharf gebackenes Croissant gehalten habe. Außerdem soll es hier und heute nicht um Backwerk gehen, sondern um Haut und Haar, um die progressive Oberflächenbearbeitung mehr oder weniger prominenter Körper. Klare Sieger an der Outfit-Front des 64. Cannes-Jahrgangs waren nicht die üblichen Verdächtigen aus Übersee. Auch nicht die lässigen Französinnen.
Obwohl Ludivine Sagnier und Chiara Mastroianni fantastisch die französische Leichtigkeit des Seins demonstrierten. Sagnier etwa trug nur Löwenmähne und gute Laune. Was sie sonst anhatte, habe ich vergessen. Daneben sah die so verdammt amerikanische Courtney Love wie eine Knusperhexe im Seidenfähnchen auf. Doch Französinnen hin oder her, die modischen Trendsetter des Jahrgangs 2011waren Udo Kier und Andreas Dresen. Kier hatte sich in einen silberfarbenen, garantiert feuerfest wirkenden Anzug wickeln lassen – ein strahlender Prinz Porno. Glamour kommt eben von Glänzen. Très chic. Den Antipoden zu Hochglanz-Udo gab Andreas Dresen mit seiner ebenso zeitlosen wie untypischen Prinz Eisenherz-Frisur. Die perfekte Haartracht zur „Un Certain Regard“-Reihe. Ein Statement zum Understatement. Und so deutsch. Apropos deutsch: Lars von Trier, erhält eine lobende Erwähnung für die künstlerisch wertvollste Handbemalung (F-U-C-K) und das intellektuellste Brillenmodell. Zwei Worte zur Jury: Frau De Niro, also Grace Hightower, war das lässigste Accessoire am Handgelenk des großen alten Mannes. Ansonsten trug der bedeutend vor sich hin schweigende Bob Businesshemden in spießigen Hellblau-Tönen. Er hatte wohl keine Lust auf scharfe Brötchen und blieb lieber im Windschatten von »The Bride«. Hinter der turmhohen Uma kann sich ein ganzer Kerl ganz gut verstecken. Thurman kam nicht im traditionellen gelb-schwarz, sondern ging als strahlend weißer Versace-Schwan über den roten Teppich. Oder als blaue Lagune. Brangelina taten sich erstaunlich schwer mit dem Glamour-Faktor. Die Messlatte liegt eben hoch. Das verträumte kleine Tattoo am Oberarm von La Jolie interessierte kein Schwein. Es soll irgendwas mit Pitts Geburtsort zu tun haben und sieht aus wie ein verwischter Poststempel.
Möglich, dass Brad das peinlich war, denn er versuchte als Jeff Bridges Double durchzugehen. Nette Idee eigentlich, aber am Arm seiner eisern lächelnden Lady hatte er damit keine Chance. Anders herum war es bei Capitano Jack Sparrow: An Depps Arm (Depp wie immer mit juvenilen Silberringlein, neckischem Hütchen und dicker Fake-Brille aufgerüscht) hing als grau gefältelte Presswurst Penelope Cruz. Die Pein der falschen Kleiderwahl ließ sie nicht nur den Busen sondern auch die Lippen zusammenpressen. Lobende Erwähnung für Contenance und Körperbeherrschung.
Die Modewelt war in diesem optisch etwas schwachen Jahrgang auch vorhanden, ja. Jean Paul hatte sich kein neues Gesicht gaultiert, doch sein Matrosenleibchen wirkte besonders frisch gestärkt. Scharfer Kontrast das. Für einen Paukenschlag sorgte La Schiffer. Sie hatte sich ganz offensichtlich von »Night of the Living Dead« inspirieren lassen, zeigte viel Knochen und wenig Popo in schwarzen Spitzenflicken. Die Augen beunruhigend schwarz umrandet, das Haar so hell, die Lippen und Ärmchen so bleich. Ein sehr sehr blasses Brötchen, aber um Backwerk sollte es hier ja nicht gehen.
Ob George A. Romero die subtile Bewerbung versteht und Claudia die weibliche Hauptrolle in seinem nächsten Zombie-Film anbietet, bleibt abzuwarten. Ansonsten empfehlen wir ein Sequel von »The Mummy«.
Grit Dora
Foto aus »Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten«, „Der Depp und die Palme“ – so titelte die Süddeutsche Zeitung nach der Premiere von »Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten« in Cannes.
