Der Wert des Menschen

Drama, Frankreich 2015, 91 min

Thierry (Vincent Lindon) ist 51 Jahre alt, hat eine Frau und einen behinderten Sohn und ist seit 18 Monaten arbeitslos. Er wird auf Weiterbildungslehrgänge geschickt, bei denen von vornherein feststeht, dass sie ihm nicht zu einem Job verhelfen werden. Auch die zahlreichen Übungsseminare über richtiges Verhalten bei Bewerbungsgesprächen sind im Grunde nur ähnlich demütigend wie die ständigen Absagen, die er auf seine Bewerbungen erhält. Als die Familie genötigt ist, ihr Wochenendgrundstück zu verkaufen, gerät die Verhandlung über den Preis zu einer Szene, die uns als Zuschauer Wut und Ohnmacht des Helden spürbar miterleben lässt. Endlich erhält Thierry einen neuen Job. Wachmann in einem Supermarkt. Doch es sind weniger die Kunden, die er überwachen soll, als vielmehr seine Kollegen. Und so muss er, um seinen Job zu retten, dazu beitragen, anderen ihren Job zu nehmen. Wie er sich diesem System entzieht und seine Würde behält, ist kein Happy End, aber ein emotionales Aufatmen. Vincent Lindon wurde für seine Leistung auf dem Festival in Cannes als bester Darsteller geehrt, und Regisseur Stéphane Brizé ist ein Meisterwerk gelungen. Im minimalistischen Stil ähnlich den Filmen der Dardenne-Brüder bietet er kein gefälliges Unterhaltungskino, aber einen Film, der zu Herzen geht.
Frank Apel