Brick Mansions
Ach Gottl, das schon wieder, danke Herr Krabbe, hatten wir ja lange nicht! Abgeriegeltes Gangsterghetto inmitten einer pulsierenden Großstadt. Auch immer wieder gern mit dem widerporstig klingenden Etikett S c h m e l z t i e g e l versehen. Bei der Dresdner Neustadt bin ich mir momentan nicht ganz sicher, ob die in näherer Zukunft mal abgeriegelt werden soll. Auf alle Fälle hat dort die Exekutive schon seit Längerem so peu à peu das Handtuch geworfen. Die Stadtreinigung und ein paar seltsam motivierte Leute räumen ständig den Assis den Dreck hinterher und die Polizei macht auf der Einbahnstraße pöbelnden falsch herum fahrenden Fahrradfahrern brav Platz und hat auch schon ihre Wache aufgegeben. Da fragt man sich doch gleich besorgt, wer wohl dieses Machtvakuum füllen wird? Entweder die wahrscheinlich aus München-Bogenhausen und Hamburg-Blankenese eingereisten tanzenden Diebe oder irgendjemand von der gefleshtunnelten Bartmafia. Man weiß es ja nicht. Davon abgesehen, dass der hier vorliegende Film zum X-ten male das Thema City in the City aufgreift, ist das Werk auch ein Aufguss des frongszösischen Hau-den-Jean-Pierre-Film »Ghettogangz - Die Hölle vor Paris« aus dem Jahre 2004. Rein storymäßig ist das natürlich großer dystopischer Schnulli, der aber optisch sehr sportiv über die Leinwand brettert und uns wie schon sein filmisches Vorbild wieder mal die Fortbewegungsart des Parkour näher zu bringen gedenkt. Diesmal ist es kein krimbolöser Pariser Vorort, sondern ein zorniges Ghetto in Detroit, aus dem man wie schon in der Neustadt die Polizei abgezogen hat und wie einst um Wespenlin eine Mauer drum herum gezogen wurde. Hinter diesen Mauern regiert der Drogenbaron Tremaine (RZA), der jetzt irgendwie an ’ne Neutronenbombe gekommen ist und der Stadt droht das Ding zu zünden, wenn, ja wenn nicht Schotter ohne Ende in Tremaines Taschen wächst. Sie erinnern sich? 80er Jahre? Ronny Reagan? Der hatte damals erstmals diese Dinger des Physikers Samuel T. Cohen bauen lassen, da sie den Vorteil hatten nicht all zu sehr buff zu machen, sehr geringe materielle Schäden hinterließen und lediglich im menschlichen Organismus die Atomkerne des in den Körperzellen gebundenen Wasserstoffs gewaltig anstießen und sodann die Zellsubstanz und die Molekülverbände in den Zellen aufbrachen und somit eine Versaftung des Körpers zur Folge hatte. Nach rund 24 Stunden konnte man dann das betroffene Gebiet gefahrlos betreten und sich ans Aufwischen machen. Soweit möchte man es natürlich nicht kommen lassen und infiltriert zwei Granaten des Polizeihandwerks. Die Cops Damien (Paul Walker) und Lino (David Belle) müssen aber neben der Bombe auch noch die fesche Lola finden, die Tremaine entführt hat. Da wird über die Dächer und Fassaden gehopst, dass es nur so seine Freude hat, und natürlich stecken hinter all den Ungeheuerlichkeiten noch ganz andere Mächte, aber das könnte Ihnen Ken Jebsen jetzt besser erklären. Prost!
Ray van Zeschau (fordert seit 89: Dienstags frei!)
Ray van Zeschau
Buch: Luc Besson, Bibi Naceri
Regie: Camille Delamarre
Darsteller: Paul Walker, Sal Longobardo, Robert Maillet, RZA, Carlo Rota, Catalina Denis, David Belle, Bruce Ramsay
Kamera: Christophe Collette
Produktion: Brick Mansions Productions, Luc Besson, Jonathan Vanger, Claude Léger
Bundesstart: 05.06.2014
Start in Dresden: 05.06.2014
FSK: ab 12 Jahren