Dìdi (弟弟)
Didi braucht dringend ein Board, um dranzubleiben. Alles verändert sich rasend schnell. Wenn erst einmal das Abrisskommando unterwegs ist, in den Hirnen von 13-Jährigen durchleben sie im Rückblick die schönste Zeit, im eigenen Erleben die fürchterlichste und für alle Beteiligten die anstrengendste Zeit. Quasi alles steht Kopf. Eben feiern dich deine Jungs, gleich bekommst du eins in die Fresse und immer weißt du keine Antwort auf so vieles. Der Gebrauch von Schimpfwörtern wird inflationär, du pinkelst in die Bodylotion deiner Schwester und überhaupt wird dein Betragen zu einem Monster. Ein sehenswertes Pendant zum animierten Blockbuster kommt jetzt mit diesem aktuellen Sundance-Liebling ins Kino. Didi (Izaac Wang), der daherkommt wie Stevies Cousin aus „mid90s“ und eigentlich Chris heißt, wechselt gerade auf die Highschool und auch hier wird er zunächst kein normaler Teenager sein. Er ist Asian-Chris, den alle Wang-Wang rufen. Seine Peergroup besteht aus Gleichgestellten. Allesamt US-Boys mit Bindestrich, also mit migrantischen Familien im Sonnenstaat Kalifornien, Mitte der Nuller-Jahre. Als myspace-Konten Millionen wildfremde Menschen verbinden, als es wichtig wird, stündlich zu checken, ob man auch von jemandem „gesehen“ wird und die eigene Familie schnell überflüssig wird. Wozu braucht Chris eine krasse Bitch als Schwester, eine nervige Mutter oder eine von allen guten Geistern verlassene Oma? Und wozu braucht er (k)einen Vater? Plötzlich ist für einen Jungen wichtig, den Musikgeschmack zu justieren, den Mehrwert von Wodka bemessen zu können, alle entbehrlichen Gefühle einzukerkern und vor allem mit den frühen Vorläufern von Videopranks aufzusteigen in der Hierarchie der Clique. Dann entdeckt Chris diese neue website Facebook, ein schlichtes Dating Portal, und er verliebt sich prompt in Madi (Mahaela Park), ein Mädchen aus seiner Schule. Sein innerer Gefängniswärter bekommt quasi etliche neue Insassen vorgeführt. Nichts passt mehr zueinander, wer soll Chris beibringen, ob Mädchen anders ticken, was Küssen bedeutet und warum seine alten Freunde das alles doof finden. Chris, der mit seinem Camcorder durchaus begabt ist im Visualisieren seines Alltags, nutzt seine Skills jetzt bei seinen Skateboard-Freunden und langsam bildet sich ein neues Netz um den Jungen.
alpa kino
Buch: Sean Wang
Regie: Sean Wang
Darsteller: Izaac Wang, Joan Chen, Stephanie Hsu, Shirley Chen, Zhang Li Hua, Mahaela Park, Raul Dial
Kamera: Sam A. Davis
Musik: Giosuè Greco
Produktion: Antigravity Academy, Endcrawl, Maiden Voyage, Spark Features, Unapologetic Projects
Bundesstart: 15.08.2024
Start in Dresden: 15.08.2024
FSK: ab 12 Jahren