Madame empfiehlt sich

Drama, Frankreich 2013, 113 min

Zigaretten holen und nicht mehr wiederkommen - das glaubt man zu kennen, im Allgemeinen von Männern, von einer Frau weniger, von einer Frau Ende sechzig gar nicht. Spontaner Alltags-Überdruss ist der Ausgangspunkt für eine gemütliche Odyssee, in deren Verlauf die niedergeschlagene Bettie ihren Sinn für Gelassenheit, Humor und schließlich auch Familie zurückgewinnt. Die Schwermut, die dabei anfangs noch mitschwingt, ist schnell abgestreift: Gleich beim ersten Zigarettenstopp, der wie eine gelungene Anleihe aus einem Kaurismäki-Film wirkt, offenbart sich die weniger dramatische als vielmehr behutsam komische Natur von »Madame empfiehlt sich«. So ist Bettie gleichzeitig enkelüberforderte Großmutter, wie „One Night Stand-Opfer“ eines deutlich jüngeren Womenizers.
Regisseurin und Drehbuchautorin Emmanuelle Bercot hat Catherine Deneuve diesen Film auf den Leib geschrieben. Kein Star ist sie hier, sondern eine ganz normale Frau, die raus will aus dem Alltag und geliebt werden will. Auch wenn das tragikomische Roadmovie dramaturgisch gelegentlich etwas ins Schlingern kommt, berührt es mit wunderbaren Momenten, großer Herzlichkeit und unverblümter Direktheit, setzt seiner Hauptdarstellerin ein Denkmal der anderen Art und lässt die Zuschauer beglückt das Kino verlassen.
(PK Ost, 17. Französische Filmtage 2013)