Youth

Drama, Israel/Deutschland 2013, 107 min

»Youth« erzählt die Geschichte zweier Brüder, die den finanziellen und sozialen Ruin der Familie in einer unklug geplanten Kidnapping-Aktion aufhalten wollen, deren Folgen jedoch verheerend sind. Yaki und Shaul verkörpern die gegenwärtige israelische Jugend, die mit dem Eintritt in den Militärdienst abrupt eine Waffe umgeschnallt bekommt, die Macht verleiht. Der Film ist allerdings kein Spezialbeitrag im ZDF, er ist nicht nur der Nahost-Konflikt, er zeigt die Menschen, ist echter. Es ist die Gesellschaft Israels, die Vororte, in denen die Mittelklasse auf der scharfen Klinge zum Abgrund wankt und jederzeit von ihr abrutschen könnte. Der Familienvater hat vor kurzem seine Arbeit verloren und der Wohnungskredit kann nicht mehr abgezahlt werden. Und wenn er den Brüdern sagt „Ohne Geld bist du nichts“, dann ahnt er noch nicht, wie genau er damit den Kern der allseits unterdrückten Unsicherheit und Verzweiflung trifft. Die Jugend hat nämlich noch Hoffnung, dass sie die Welt ändern kann und die Omnipräsenz der Waffenkultur gaukelt ihnen die Möglichkeit dazu vor.
Regisseur Tom Shoval stammt aus Petach Tikva, einer armen Stadt wenige Kilometer östlich von Tel Aviv. Er erzählt also aus seinem Leben, von seinen Beobachtungen der moralischen Krise innerhalb der Jugend Israels und hält sie uns eindringlich und packend emotional vor Augen. Der Erfolg der Weltpremiere auf der Berlinale 2013 zeigt, dass es nicht große Kinos geben muss, wo großes Kino herkommt. Als Sinnbild für die Authentizität der Darstellung stehen die beiden Schauspieler von Yaki und Shaul, ein echtes Brüderpaar, das der Filmemacher in einem Kibbuz kennen lernte. Obwohl den beiden Darstellern jede schauspielerische Erfahrung fehlte, entschied sich Shoval für sie. Sein gewagter atmosphärischer Erstling, der aufwühlt und bedrückt, allerdings äußerst subtil viele Aspekte des gegenwärtigen Lebens in Israel berührt, ist äußerst spannend und trifft ins Herz.
Theresa