Nicht mein Tag
Ja, meiner auch nicht. Überhaupt, das ganze Jahr war bis auf ein paar Ausnahmen irgendwie nicht so meins. Auch Regisseur Peter Thorwarth hatte wohl nicht so seinen Tag und konnte die hier vorliegende bewegte Lichtbildnerei aus der deutschen Filmsparte „Wir-wollen-ganz-doll-lustig-sein“ nicht wie persönlich davon ausgehend verwandeln. Da hilft es auch nicht, wenn man sich Moritz Bleibtreu an Bord holt, der auch immer öfter in infantilen Bi-Muhwies sein Talent verpulvert. Es gibt sicher ein gerüttelt Maß an Liebhabern, vorhandene Liebhaberinnen würden jetzt an meinen Grundfesten rütteln, die prolligen Ruhrpotthumor fetzig finden, aber ich gehöre sicher nicht dazu. Natürlich kann es gut sein, dass der gebürtige Dortmunder Peter Thorwarth auch nur vorgibt, als wäre der Bürger in der Region dort so drauf, aber ehrlich gesagt, interessieren mich die Befindlichkeiten der dort lebenden Natives nicht im Geringsten. Manchmal fragt man sich auch, wie manche Autoren mit welchem Schnulli ihr Geld verdienen. Hier gesehen Ralf Husmann (»Stromberg«). Solch aus der Filmgeschichte zusammengeklauten Banalitäten kann sich jeder halbbekiffte Neustadtgänger aus der Hirnrinde drücken, aber man ist halt nicht im Gespräch und schon gar nicht im Geschäft. Der bürgerliche Bankberater (Greetings to Micha…hö hö) Till Reiners (or nö Axel Stein) ist in seinem tiefsten Inneren sein bürgerliches Leben mit Frau, Kind, ohne Charme und Melone eigentlich leid. Doch dann kommt unser aller Moritz Bleibtreu als Gelegenheitspopanz Nappo so robberymäßisch in the Bank of Till, till the, dass eine oder auch andere der hochkriminalösen Aktionen aus dem Ruder zu laufen scheint. Kurz entschlossen nimmt Nappo den Till als Geisel und das Stockholmsyndrom seinen ungebremsten Lauf. Das U.S.-Klischeefluchtland Mexiko wird hier zu Holland und Oberschauspielproll Ralf Richter hat auch mal wieder was in die Kamera zu nölen. Till und Nappo haben sich nun gegenseitig an der Backe und lernen ganz neue Facetten ihrer breit gefächerten Persönlichkeiten kennen. Da schüttelt´s den Hund samts der Hütte und der offensichtliche Grundtenor ist, dass man erstmal ne Bank überfallen sollte, um sich mal so richtig toll seiner eigenen verschütteten Stärken bewusst zu werden. Wenn sich daraus auch noch eine ganz dufte menschliche Beziehung zum Bankangestellten des Vertrauens entwickelt, die naaaatürlich in einer außergewöhnlichen Freundschaft gipfelt, ist das Maß endgültig voll und der Film endlich zu Ende. Alter Schalter, es könnte alles so einfach sein, wenn´s nicht so doof wäre.
Ray van Zeschau
Buch: Peter Thorwarth, Stefan Holtz nach einem Roman von Ralf Husmann
Regie: Peter Thorwarth
Darsteller: Moritz Bleibtreu, Axel Stein, Anna Maria Mühe, Ralf Richter, Jasmin Gerat, Nele Kiper, Ben Ruedinger, Kasem Hoxha, Bekim Guri
Kamera: Jan Fehse
Produktion: Westside Filmproduktion, Donar Film, Christian Becker, Marcus Machura
Bundesstart: 16.01.2014
Start in Dresden: 16.01.2014
FSK: ab 12 Jahren