Auf dem Weg zur Schule

Dokumentation, Frankreich 2013, 77 min

Ein mitteleuropäisches Großstadtkind hat ja in puncto Schulbesuch wenig Sorgen: Es fährt ein Bus oder eine Bahn und im besten Fall kann man eine kurze Strecke laufen oder ein Rad benutzen. Und wenn man dann da ist? Nicht alle Kinder sind gern in der Schule, sie sind unter- oder überfordert, werden gemobbt oder finden lernen schlicht nicht sinnvoll.
Nicht so die Protagonistinnen und Protagonisten dieses Dokumentarfilms von Pascal Plisson: Anders als ihre Eltern oder Großeltern können sie überhaupt eine Schule besuchen - wenn auch unter großen Mühen. Zur anfänglichen Vorstellung mit Name und Alter wird bei allen Kindern - ob aus Patagonien, Kenia, dem marokkanischen Atlasgebirge oder vom bengalischen Golf - gesagt, wie weit der Schulweg ist. Die Zahlen reichen von „kurzen“ 4 km (dafür aber mit einem rostigen Rollstuhl, den die kleineren Brüder schieben und zerren müssen) bis zu 22! Die meisten Kinder gehen diesen Weg täglich. Und bekommen von allen Seiten bestätigt, wovon sie selbst bereits überzeugt sind: Es ist wichtig und ein Geschenk und für ihr weiteres Leben und ihre Familie bereichernd, dass sie etwas lernen dürfen. „Dürfen“ wohlgemerkt, es geht in keinem Fall um Müssen oder Sollen. Carlito, Jackson, Zahira und Samuel stehen freiwillig mitten in der Nacht auf, um den weiten Weg über Berge, durch weite Ebenen und gefährdet von Elefanten anzutreten.
Für Erwachsene womöglich etwas zu didaktisch und belehrend, außerdem überflüssiger Weise deutsch synchronisiert, mag die Spannung für Kinder ungleich größer sein. Sie lassen sich faszinieren von den weiten zu durchquerenden Landschaften, den einfachen Lebensumständen und den kleinen Dingen, die den Kindern so große Probleme bereiten. Von einem platten Reifen am Rollstuhl bis zu vorbeifahrenden Autos (wo doch dringend eine Mitfahrgelegenheit benötigt wird, um pünktlich zu kommen) und gefährlichen Schotterabhängen bis zu Pferden reichen die Abenteuer, die die Kinder bereits erleben, bevor die Schule auch nur beginnt. Ein bisschen mehr Demut hinsichtlich unserer vergleichsweise luxuriösen Schulsituation ist nach diesem Film sicherlich nicht verkehrt.
Petra Wille

Buch: Marie-Claire Javoy, Pascal Plisson

Regie: Pascal Plisson

Kamera: Pascal Plisson

Produktion: Wild Bunch, Barthelemy Fougea

Bundesstart: 05.12.2013

Start in Dresden: 05.12.2013

FSK: o.A.