Das Spinnennetz

Drama, BRD 1989, 196 min

»Das Spinnennetz« ist der letzte, faszinierende Kinofilm des großen Regisseurs Bernhard Wicki (1919-2000).
Erzählt wir ein kurzer, aber bedeutender Abschnitt deutscher Geschichte: Die Zeit unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg bis zum Kapp-Putsch 1923. Im Mittelpunkt steht Theodor Lohse (Ulrich Mühe), der als ehemaliger Leutnant der Reichswehr nun stempeln gehen muss und sich in diesen schwierigen Zeiten als Hauslehrer und mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Da gerät er eines Tages an rechte Bauernfänger, denen Alles republikanisch-demokratische zuwider ist, tritt einer geheimen Organisation bei und wird „Agent“. Ihre Parolen fallen auf fruchtbaren Boden, auch wenn er zunächst unpolitisch erscheint, kann er später beim „Juden“ nicht mehr arbeiten und hat auch keine Skrupel seinen einzigen Freund ans Messer zu liefern, um selbst voran zu kommen.
Mit Ulrich Mühe ist diese Rolle wirklich grandios besetzt, sein Spiel geht tief unter die Haut. Auch Klaus Maria Brandauer, der tragische Held und Armin Mueller-Stahl, der kühle Anwalt stehen ihm kaum nach. In einer kleinen Gastrolle hat der Maler und Bildhauer Alfred Hrdlicka als Kunstprofessor und Kopf einer anarchistischen Zelle einen Auftritt. Allen Pseudo-Revolutionären sei dabei gesagt: „Wenn vier Mann zusammensitzen und einer die Bombe baut, einer sie wirft, sind zwei Spitzel dabei.“
Der Film hatte leider in den Wendewirren 1989/90 nur ein kurzes Kinoleben, um so mehr wünschen wir der aufgearbeiteten und seit Anfang 2013 erhältlichen DVD ein gutes Gelingen.
Shunya