Das Weib des Pharao

Drama, Deutschland 1922, 100 min

Da die Filme des jüdischen Regisseurs Ernst Lubitsch im Dritten Reich in Deutschland nicht gezeigt
und in DDR-Zeiten zwar seine Komödien, nicht aber seine historischen Stummfilmdramen gepflegt wurden, dürfte „Das Weib des Pharao“ 90 Jahre nach seiner Erstaufführung wohl erstmals wieder in einem Dresdner Kino zu sehen sein. Der Meister des leichten Lustspiels zeigt hier, dass er auch in größerem Genre gut kann. Erzählt wird die Geschichte der griechischen Sklavin Theonis, die ungewollt einen Krieg zwischen Ägyptern und Nubiern auslöst, weil der Pharao sich in sie verliebt hat. Über historische Hintergründe braucht man sich keine Gedanken zu machen. Damals galt es, Exotik, ferne Länder, melodramatische Geschichten und beeindruckende Massen gekonnt in Szene zu setzen. Und darin erweist sich Lubitsch als perfekt. Natürlich war „Das Weib des Pharao“ einer der teuersten Filme seiner Zeit, doch im Gegensatz zu heutigen Regisseuren und Produzenten hat er kein Geld damit verschwendet, an Originalschauplätzen zu drehen. Die Paläste des Pharao wurden in Berlin-Steglitz errichtet und die Schlachten in der Wüste in einer weitläufigen Sandgrube östlich Berlins gedreht. Aber das merkt man gar nicht und die wesentlichen Ausgaben seiner Filmproduktion investierte Lubitsch in das Honorar von zirka 10.000 Komparsen. Die romantischen Liebesszenen sorgen in ihrer schmachtenden Innigkeit zudem dafür, das Drama auch als Komödie zu erleben. Am Piano wird Benjamin Blum dieses Meisterwerk ebenso meisterlich live begleiten. Ein seltener Filmgenuss, den man sich bei Eintritt frei nicht entgehen lassen sollte und zu dem herzlich einlädt
Moryc Welt