Searching for Sugar Man
Etwa zu der Zeit, als Wim Wenders und Ry Cooder den Ruhm für ihre Kubareise ernteten, als der beste Singer/Songwriter sein schmerzvolles Leben beendete, ohne dass sein Freund auf Bob Dylans Nachttisch klettern musste, und lange bevor ein ambitionierter Gitarrist der Frage nachgeht, wer denn um alles in der Welt diese vertrackt genialen Arrangements bei Motown Records eingespielt hatte, also im März 1998, ist eine Konzerthalle in Cape Town/Südafrika bis auf den letzten Sitz ausverkauft. Auf der Bühne steht ein Mann, fast sechzig Jahre alt, halb Mexikaner, halb Amerikaner. Zu Hause in Detroit kennen den Hilfsarbeiter und studierten Philosophen allenfalls eine Handvoll Nachbarn, Arbeitskollegen, ein paar Freunde. Hier schreien sich Tausende die Seele aus dem Leib, Teenager singen Texte mit und deren Eltern weinen. Generationen liegen sich in den Armen, die seit den frühen 70er Jahren aufgewachsen sind mit seiner Musik. Der Spirit im Publikum erinnert an Berlin Weißensee 1988, bloß kannte zu der Zeit die halbe Welt Bruce Springsteen, während Sixto Rodriguez außerhalb von Südafrika, ganz ehrlich, keine Sau kennt. Hört man seine Musik, vor allem aber seine Texte, fragt man sich unwillkürlich, warum man selbst noch nie von ihm gehört hat. Weil er zur falschen Zeit am falschen Ort und chronisch erfolglos war. Weil er sich doch auf offener Bühne verbrannt oder in den Kopf geschossen hat. An einer Überdosis gestorben ist, je nachdem. Diese Gerüchte existierten ebenfalls nur in Südafrika. Wo irgendwie fast jeder weiße Südafrikaner neben den Platten der Beatles, der Stones oder Elvis Presley die zwei Alben von Rodriguez zu stehen hatte. Weil in seinen Liedern der Mut zu finden war, den die Leute hier, angesichts der herrschenden Verhältnisse, so dringend brauchten. Platin-Status hatten »Cold Fact« und »Coming from Reality« hierzulande und irgendwann fragte sich der nach einem Rodriguez-Song benannte Stephen 'Sugar' Segerman, wie er denn nun wirklich gestorben sei, dieser Held von so vielen seiner Landsleute… Der Film erzählt von einer wundersamen Auferstehung und von einem wirklich bewundernswerten Menschen.
alpa kino
Buch: Malik Bendjelloul
Regie: Malik Bendjelloul
Kamera: Camilla Skagerström
Musik: Rodriguez
Produktion: Simon Chinn, Malik Bendjelloul
Bundesstart: 27.12.2012
Start in Dresden: 03.01.2013
FSK: o.A.